Mit neuen Verschlüsselungskarten will der Pay-TV-Sender Premiere Hunderttausende von Schwarzsehern zu zahlenden Abonnenten machen. Premiere-Geschäftsführer Georg Kofler sagte Montag, er hoffe darauf, durch den neuen Code etwa ein Zehntel der schätzungsweise ein bis zwei Millionen illegalen Zuschauer als reguläre Kunden zu gewinnen. Mehreinnahmen seien dadurch ab dem kommenden Jahr zu erwarten, aber noch nicht im Geschäftsplan enthalten. Die Zahl der unberechtigten Premiere-Nutzer schätzte Kofler auf ein bis zwei Millionen Haushalte. „Die werden in wenigen Wochen nur noch einen schwarzen Bildschirm sehen.“ Solange werde es dauern, den rund 2,8 Millionen zahlenden Abonnenten ihre neuen Zugangskarten zuzuschicken.
Mit besonderen Angeboten wolle Premiere in der zweiten Jahreshälfte möglichst viele dieser Schwarzseher zu zahlenden Kunden machen. Wer etwa den Sender bisher mit einem digitalen Empfangsgerät und einer gefälschten Codekarte empfangen habe, könne nun die neue Verschlüsselungskarte einzeln bestellen, ohne wie sonst üblich auch ein Empfangsgerät kaufen oder mieten zu müssen. Der Anteil der Neukunden durch dieses Angebot sei schwer vorauszusagen, sagte Kofler. Er hoffe auf zehn Prozent der Schwarzseher. Bei ähnlichen Aktionen von Sendern in anderen Ländern seien sogar 30 bis 50 Prozent erreicht worden, fügte er hinzu.
„Viele der illegalen Nutzer haben sich an Premiere gewöhnt und ja auch schon dafür bezahlt, nur leider an den Falschen“, sagte er. Gefälschte Chipkarten mit den Premiere-Zugangscodes werden unter anderem über das Internet verkauft. Dass auch der neue Code bald von Hackern entschlüsselt werde, befürchte er zunächst nicht, sagte Kofler: „In den nächsten neun bis zwölf Monaten werden wir Ruhe haben.“ Wenn dann doch einem Hacker die Fälschung gelinge, könne Premiere besser darauf reagieren als in der Vergangenheit. „Dann können wir einfach den ausgestrahlten Code ändern.“
In den Geschäftsplan für 2004 habe Premiere die zusätzlichen Abonnement-Erlöse noch nicht eingestellt, sagte Kofler. Im laufenden Jahr werde die Aktion ohnehin keine Mehreinnahmen bringen, sondern eher Belastungen durch zusätzliche Abschlussprovisionen für den Handel.
Anfang August hatte Kofler angekündigt, Premiere werde dieses Jahr mit 40 Millionen Euro vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen weniger Verlust machen als bislang erwartet. Ab 2004 soll Premiere operative Gewinne machen, ein Börsengang wird frühestens 2005 anvisiert. Das Unternehmen gehörte einst zum zusammen gebrochenen Medienimperium von Leo Kirch. Jetzt liegen etwa 55 Prozent der Anteile bei der Beteiligungsgesellschaft Permira. Gut 20 Prozent hält Kofler selbst.
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