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Informationssystem Inpol-Neu der Polizei läuft endlich rund

Die neueste High-Tech-Waffe der Polizei zur Verbrecher- und Terroristenjagd ist das Datenbanksuchsystem Inpol-Neu. Nach jahrelangem und millionenteurem Entwicklungschaos funktioniert die Verknüpfung der Fahndungssysteme zwischen Bund und Ländern nun endlich. Das ist die gute Nachricht, die Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) bei der Präsentation des Systems am Donnerstag im Wiesbadener Bundeskriminalamt (BKA) vermelden wird.

Dass das Kind eigentlich schon Jahre alt sein sollte, zwischendurch tot geglaubt wurde und nur durch einen finanziellen Kraftakt in Höhe von geschätzten 60 Millionen Euro doch noch das Licht der Welt erblickte, ist die Kehrseite der Geschichte. Die Idee, alle polizeirelevanten Datenbanken von Bund und Ländern bis hin zum Ausländerzentralregister und den Meldeämtern miteinander zu verknüpfen, stammte vom früheren BKA-Präsidenten Horst Herold. Er hatte Anfang der 70er Jahre bei der Raster-Fahndung nach den Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) die Bedeutung des Datenabgleichs etwa von Einwohnermeldeämtern mit den Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg erkannt und ihn als „Waffe Nummer eins“ bezeichnet.

An das dann 1972 aus der Taufe gehobene „Informationssystem der Polizei“ (Inpol) wurde bis heute zwar bundesweit rund 14.000 Terminals in Polizeirevieren, Grenzstellen, Flughäfen und Streifenwagen angeschlossen. Die dort verarbeiteten Daten laufen auch alle beim BKA in Wiesbaden in der Zentral-Datenverarbeitungsanlage des Bundes (ZDVA) auf. Doch ein Zugriff etwa der Hamburger Polizei auf Daten aus München war nicht möglich, weil die unterschiedlichen Betriebssysteme der Länder und des BKA nicht miteinander kommunizieren konnten. Inpol blieb deshalb mehr ein Informationsverbund mit einer Vielzahl unterschiedlichster Behörden. Das seit 1993 entwickelte Inpol-neu sollte deshalb die verschiedenen Fahndungssysteme der Länder und des Bundes vernetzen. Den Steuerzahler kostete das neue Infosystem nach Schätzungen der Gewerkschaft der Polizei (GdP) bislang weit mehr als 60 Millionen Euro, weil das Mammut-Projekt bei einem ersten Start Anfang vergangenen Jahres wegen seiner extremen Komplexität und gravierender Programmfehler nicht funktionierte: Schon zehn Minuten nach der Inbetriebnahme war es völlig zusammengebrochen und musste grundlegend neu konzipiert werden.

„Das Problem war, dass die damaligen Macher den Föderalismus nicht bedacht haben“, erklärt GdP-Sprecher Rüdiger Holecek die Hintergründe des damaligen Scheiterns. Es sei unmöglich, etwa das hochmoderne Polizei-Intranet Bayerns mit dem technisch völlig veralteten Fahndungssytem Schleswig-Holsteins zeitgleich zu vernetzen, bestätigt der GDP-Experte Horst Müller. Die Macher des neuen Konzeptes entkoppelten deshalb den Anschluss von Bund und Ländern an das System zeitlich und entwickelten eine „Version 4“, mit der alle Länder stufenweise bis 2004 eingebunden werden können. Ist dieser Schritt erreicht, kommt „Version 5“, die dann alle fachlichen und technischen Wünsche erfüllen soll. Inpol-neu läuft nun seit Mitte August und ist bereits „ein Gewinn für den Polizeivollzugsdienst“, erklärt GdP-Chef Konrad Freiberg. Und in der Tat kann sich das System nun offenbar sehen lassen: Rund 270.000 Polizeibeamte können an einfachen Auskunftsmasken arbeiten, die den Internet-Browsern „Explorer“ oder „Netscape“ ähneln und eine intuitive leichte Bedienung ermöglichen sollen.

Das System kann etwa Falldaten wie einen Tatort oder ein Aktenzeichen mit Personen und Gegenständen verknüpfen. Auch der Zugriff auf das Schengen-Informationssystem mit mehr als elf Millionen Falldaten aus den Mitgliedsstaaten ist möglich. Erst in der Vollversion könnte aber möglich sein, wovon Rasterfahnder Herold vor 30 Jahren träumte: Anhand der Daten eine „Kriminalgeographie“ zu erstellen, mit der die Polizei präventiv tätig werden kann und im Idealfall noch vor dem Täter am Tatort wäre.

ZDNet.de Redaktion

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