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Sackgasse Autoelektronik

Mit stolz geschwellter Brust stellen die Autobauer auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) in Frankfurt ihre neuen Modelle vor. „Wir haben damit unseren Anteil am Wirtschaftsaufschwung geleistet“, loben sie sich öffentlich. Tatsächlich hat sich gerade die deutsche Automobilindustrie immer wieder als besonders innovativ gezeigt. In den vergangenen Jahren betrifft das vor allem die Computer-Technik. So wurden Kosten unter anderem durch eine gnadenlose Einbindung der Zulieferer in die Hersteller-IT gesenkt. Preiswerte wurden die Autos deswegen jedoch nicht. Denn die Erhöhung des Computer-Anteils in den Fahrzeugen selbst trieb die Ausgaben wieder deutlich in die Höhe.

Rund 25 Prozent der Kosten eines Autos sind heute auf seinen Elektronik-Anteil zurück zu führen. Dennoch lohnt der Aufwand. Die durch Computer möglich gewordenen Features sorgen dafür, dass die ansonsten durch hohe Benzinpreise, Umweltverschmutzung, Staus, Parkplatznot und Marktsättigung geplagte Branche neue Verkaufsargumente an die Hand bekommt. Wer fragt schon nach dem Preis, wenn der neue Luxuswagen den Fahrer nicht nur freundlich begrüßt, sondern zudem der Stimme seines Herrn gehorcht. Welcher Anfänger würde sich nicht über ein System freuen, dass ihn kollisionsfrei in die kleinste Parklücke manövriert. Und welcher Familienvater verzichtet schon gerne auf Sicherheitssysteme, die ihn nicht nur warnen, wenn der Abstand zum Auto vor ihm zu kurz wird, sondern bei echter Gefahr zudem die Fenster hochfährt, den Gurt strafft und seine Fahrfehler durch elektronisch gesteuerte Bremsmanöver ausbügelt. Kein Wunder also, dass sich die Automobilbranche von solchen Innovationen eine lukrative Zukunft erhofft. Bald, so Insider, wird die Elektronik die Hälfte des Autopreises ausmachen.

Doch der Fortschritt hat immer mehrere Seiten. Sicherheitsfeatures wie Adaptive Cruise Controls werden heute schon von Rasern missbraucht, um so nah auf den Vordermann aufzufahren, bis das Warnlämpchen aufleuchtet. Es besteht also die Gefahr, dass gerade solche Systeme den Leichtsinn fördern und zu mehr Toten auf unseren Straßen führen.

Die höheren Kosten für ein solches High-Tech-Auto werden sich bei entsprechenden Stückzahlen sicher relativieren. Die Probleme beim Entwickeln, Herstellen, Fahren und Warten solcher Fahrzeuge wird jedoch dramatisch zunehmen. Im Prinzip ist dann jedes Auto von den gleichen Problemen bedroht, die jeder Computerbenutzer kennt. Bislang war das den Automobilbauern klar. So urteilte ein Topmanager von Ford vor fünf Jahren, dass sein Unternehmen längst vom Markt verschwunden wäre, wenn seine Produkte so unsicher seien, wie die von Microsoft. Es ist schlicht lebensgefährlich, wenn die Software für die Bremssteuerung ausfällt. Dasselbe geschieht, wenn Hacker über das Autoradio in das Computersytem des Fahrzeugs eindringen, oder andere üble Zeitgenossen eine Musik-CD mit Viren verseuchen.

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ZDNet.de Redaktion

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