Adrian Lamo vor dem Prozess: Bekenntnisse eines Hackers

Sie haben erwähnt, dass Sie von manchen Bundesangestellten freundlich oder doch zumindest weniger harsch als erwartet behandelt wurden. Stimmt das, und wenn ja, warum?
Ich habe wirklich keine Ahnung warum, außer dass ich vielleicht einen vernünftigen Ankläger habe. Ich möchte auch gern glauben, dass er ohne es zu merken inakkurate Fakten von der New York Times bekommen hat. Und wenn die Wahrheit erst einmal herauskommt, wird der Staatsanwalt vielleicht einige seiner Standpunkte überdenken.

Als Bedingung für eine Freilassung gegen Kaution sollen Sie arbeiten oder zu studieren. Was von beiden haben sie vor?
Ich überlege mir, ein Teilzeit-Studium zu machen. Falls ich arbeite, wird das kein Job im Sicherheitsbereich sein. Ich werde ihnen nicht gestatten, meine Talente auf Befehl auszubeuten. Falls ich studiere, dann strebe ich einen Abschluss im Bereich Jura oder Journalismus an.

Für was für eine Nachrichten-Organisation würden Sie arbeiten wollen?
Wissen Sie, das ist eine gute Frage. Das ist wirklich schwer zu sagen, weil es so wenige gibt, vor denen ich Respekt habe.

Sie sind befreundet mit Kevin Poulsen und Kevin Mitnick, die beide bekehrte Hacker sind. Sehen Sie einen von beiden als Vorbild an?
Nein.

Hoffen Sie auf eine Stiftung zu Ihrer Verteidigung?
Darcy, die Freundin von Kevin Mitnick, hat schon eine solche Stiftung für mich eingerichtet. Ich bettle nicht um Spenden, und ich bitte niemanden, das zu tun…

Aber Sie haben auch nichts gegen sie einzuwenden…
Nein, ich stehe sicher nicht an einem Punkt in meinem Leben, wo ich Leute, die mir Geld geben wollen, abweisen könnte. Wir hoffen, dass die Stiftung einen Teil unserer Kosten abdecken wird.

Ist das, was passiert ist, eine Lehre für andere, zum Beispiel für angehende Möchtegern-Hacker, die zu Ihnen aufsehen?
Ich hoffe, dass mich niemand als Vorbild sieht, weil ich nicht glaube, dass es viel Wert hat, das noch einmal zu tun, was schon getan wurde. Diejenigen sollten etwas tun, was noch nie einer gemacht hat.

Das klingt so, als ob Sie denken, die Gesetze seien zwar da, aber irrelevant, wenn sie sich mit Ihren Absichten überschneiden.
Überhaupt nicht. Ich verstehe, dass die Gesetze auch für mich gelten und dass Handlungen Folgen haben. Ich bin heute hier, weil ich bereit bin, die Konsequenzen für das was ich getan habe zu akzeptieren – das heißt, was ich angeblich getan habe.

Dann meinen Sie, Sie können das Gesetz übertreten, wenn Sie die Konsequenzen tragen. Trifft das zu?
Ich hoffe immer noch, dass bei der Verhandlung festgestellt wird, dass ich keine Gesetze übertreten habe… Die Anklage in ihrem Wortlaut entspricht meiner Meinung nach nicht den Tatsachen. Ich werde nicht auf Vorwürfe eingehen, die nicht stimmen.

Ihnen werden nur zwei Fälle vorgeworfen. Fürchten Sie, dass das FBI weiteren Fällen nachgehen und sie in die Anklage einbringen wird?
Wenn das der Fall ist, werde ich mich damit beschäftigen, wenn es so weit ist. Aber wenn sie mich für das Eindringen in Netze anklagen, die Unternehmen gehören, die mir für das angebliche Eindringen gedankt haben, dann weiß ich nicht, wie sie damit Karriere machen wollen.

Wie nehmen Ihre Mutter und Ihr Vater das alles auf?
Es ist sehr schwer für meine Familie und meine Freunde gewesen. Es war extrem belastend. Aber die Erfahrung schweißt auch zusammen.

Haben Ihre Eltern gesagt: „Schau mal, du Trottel, was du angestellt hast kostet uns Tausende Dollars, die wir nicht haben. Unser Haus wird von FBI-Agenten und Fernsehreportern ausspioniert, und wir müssen das Haus verpfänden, um dich aus dem Gefängnis zu holen. Tu das nicht noch einmal“?
Nein. Meine Eltern unterstützen mich. Sie möchten, dass ich nicht ins Gefängnis komme. Aber sie verstehen auch, dass alles, was ich mit meinem Leben getan habe, mir sehr wichtig war. Sie unterstützen mich in meinem Glück, und sie verstehen den Wert von dem, was ich tue.

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ZDNet.de Redaktion

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