Verlage stecken bei digitalen Büchern zurück

Internet und digitale Speichermedien wurden vor einigen Jahren noch als Auslöser einer Revolution des Leseverhaltens und das Verlagswesen gesehen – mit horrenden Wachstumschancen. Inzwischen ist die Begeisterung über das elektronische Publizieren der Ernüchterung gewichen.

„Die uneingeschränkte Euphorie der Anfangszeit gehört der Vergangenheit an“, sagte Arnoud de Kemp, Sprecher des Arbeitskreises Elektronisches Publizieren im Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Mittwoch auf der Frankfurter Buchmesse. „Die Möglichkeiten und Chancen des Elektronischen Publizierens werden durchaus erkannt, aber in einem realistischen Licht betrachtet.“ Das spiegelt sich auch in der Organisation der weltgrößten Buchmesse wider, die am Mittwoch ihre Pforten öffnete. Im Gegensatz zu den Vorjahren gibt es diesmal keine eigene Ausstellungshalle für elektronische Medien.

Elektronische Produkte wie digitale Bücher oder Online-Publikationen machen bei rund 60 Prozent der deutschen Verlage immer noch einen geringen Umsatzanteil von bis zu fünf Prozent aus, wie eine Befragung unter den 665 Mitgliedern des Arbeitskreises ergab. Die künftigen Umsatzerwartungen der Verlage in diesem Bereich seien seit der letzten Umfrage im vergangenen Jahr zudem deutlich zurückgegangen, erläuterte Tilmann Michaletz vom Ernst Klett Verlag. „Die Geschwindigkeit des Wachstums wird eher mittel sein.“

Bestimme Sektoren des Electronic Publishing haben sich im Verlagsalltag aber fest etabliert. „Der Internet-Buchhandel als funktionierendes Geschäftsmodell ist nicht mehr wegzudenken“, sagte Michaletz. Und auch Pay-per-view im Internet, bei dem der Nutzer für den Zugang zu einzelnen Artikeln zahlt, habe sich etabliert und werde weiter wachsen. Andere Bereiche entwickelten sich enttäuschend. So hätten die so genannten E-Books, die auf Speicherkarten geladen und dann mit verschiedenen Endgeräten wie Laptops oder Handhelds gelesen werden können, bei 75 Prozent der befragen Verlage die Erwartungen überhaupt nicht erfüllt. Lediglich eine Gruppe Verlage sei mit Entwicklung von E-Books voll zufrieden – Herausgeber von Nachschlagewerken.

ZDNet.de Redaktion

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