Kabinett verabschiedet Novelle zum Telekommunikationsgesetz

Das Bundeskabinett hat den Weg frei gemacht für eine Neufassung des Telekommunikationsgesetzes. Das Kabinett stimmte am Mittwoch nach Angaben des Bundespresseamtes einem entsprechenden Gesetzentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums zu, mit dem das deutsche Recht hier den europäischen Richtlinien angepasst werden soll. Ziel der EU-Richtlinien und damit des neuen Gesetzes ist es, für mehr Wettbewerb in der Branche zu sorgen. Wegen Verzögerungen bei der Umsetzung der Richtlinien hatte die EU-Kommission gegen Deutschland und weitere EU-Staaten ein Verfahren eingeleitet. Der Entwurf des Wirtschaftsministeriums wird von Wettbewerbern der Deutsche Telekom heftig kritisiert. Die Kritiker argumentieren, durch die Neuregelung werde die Balance am Markt zu Gunsten des Marktführers verschoben.

Mit Hilfe der Gesetzesnovelle soll der bislang noch weithin regulierte Markt in diesem Bereich langfristig in das Wettbewerbsrecht übergeführt werden. Auf Basis der bisherigen Erfahrungen sollen die Regulierungsregeln neuen Entwicklungen angepasst werden. „Zugleich sollen durch das Gesetz alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, unnötige Regulierung zu vermeiden“, heißt es im Gesetzentwurf. Darüber hinaus sollen Verwaltungsverfahren effizienter gestaltet und Gerichtsverfahren verkürzt werden.

Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) sieht in den Gesetzesplänen eine Benachteiligung der Wettbewerber des Marktführers Deutsche Telekom. Den Wettbewerbern werde keine Sicherheit geboten, dass die Telekom ihnen ihre Vorleistungen „ohne Hintertürchen und Zeitverzögerungen“ zur Verfügung stellen müsse. Die Telekom sei nicht einmal verpflichtet, den Wettbewerbern wesentliche Vorleistungen zeitgleich mit der Einführung eines Endprodukts anzubieten. Zudem enthielten die Gesetzespläne kein Antragsrecht für Wettbewerber, um die Regulierungsbehörde bei einem Marktmissbrauch zu einem Verfahren veranlassen zu können.

Auch die Grünen haben Verbesserungsbedarf angemeldet. Sie fordern unter anderem mehr Unabhängigkeit für die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post. Zugleich wollen sie der Behörde mehr Verbindlichkeit auferlegen, gegen Verdachtsfälle von Marktmissbrauch vorzugehen.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Gaming-bezogene Phishing-Attacken um 30 Prozent gestiegen

Über drei Millionen Angriffsversuche unter Deckmantel von Minecraft / YouTube-Star Mr. Beast als prominenter Köder

2 Tagen ago

KI erleichtert Truckern die Parkplatzsuche

Die Prognose für die Anfahrt bezieht das Verkehrsaufkommen, die Stellplatzverfügbarkeit sowie die Lenk- und Ruhezeiten…

2 Tagen ago

EU AI-Act Risk Assessment Feature

Unternehmen können mit Casebase Portfolio an Daten- und KI-Anwendungsfällen organisieren.

2 Tagen ago

Smarthome-Geräte sind Einfallstor für Hacker

Smart-TV oder Saugroboter: Nutzer schützen ihre smarten Heimgeräte zu wenig, zeigt eine repräsentative BSI-Umfrage.

2 Tagen ago

Core Ultra 200V: Intel stellt neue Notebook-Prozessoren vor

Im Benchmark erreicht der neue Core Ultra 200V eine Laufzeit von 14 Stunden. Intel tritt…

2 Tagen ago

Irrglaube Inkognito-Modus

Jeder dritte hält sich damit für unsichtbar. Wie widersprüchlich unser Datenschutzverhalten oft ist, zeigt eine…

3 Tagen ago