Der Einfluss von so genannten Analysten (Unternehmens- und Finanzbeobachtern) ist auch nach dem Börsencrash nicht zu überschätzen. Haben sie vor zwei Jahren die Anleger in gewagte Dotcom-Abenteuer gehetzt, konzentrieren sie sich nun wieder mehr darauf Unternehmen in ihrem Sinne zu „beraten“.
Das Strickmuster ist denkbar einfach. Wenn die Zahlen nicht stimmen, dann liegt das an zu hohen Kosten (Standardlösung: Mitarbeiter feuern), an schwer verkäuflichen Produkten (Standardlösung: Umstellen auf Me-too-Produkte, Senkung der Kosten für Forschung und Entwicklung) oder an irgendwelchen vagen Management-Fehlern (Standardlösung: Firmenchef feuern). Um auf Nummer Sicher zu gehen, empfehlen die Berater gerne, alle drei Lösungswege zu gehen.
Diese Art von Beratung gilt als bewährt. Hat sie doch dafür gesorgt, dass die Erfinderschmiede Hewlett-Packard zum Wintel-Vertriebsarm verkam, der sein Überleben nur durch schiere Größe sichern konnte, sowie durch das Kopieren von IBM-Service-Konzepten. Weniger Glück war Digital Equipment, seligen Angedenkens, beschieden. Auch dort wurde der starrsinnige Chef auf Rat der Analysten gekippt, die Mitarbeiter massenweise entlassen und unter dem Motto der „Konzentration auf Kernkompetenzen“ das Produktportfolio ausgedünnt und Know-how verschleudert. In den daraus resultierenden Umstrukturierungskuren magerte das Unternehmen so lange ab, bis es übernahmereif war.
Man muss sich klar machen, dass die Herren und Damen Analysten mitnichten das Interesse des Unternehmens oder seiner Kunden im Auge haben. Ihr Lebensinhalt ist der Shareholder Value. Aktionäre sind in der Theorie Leute, die mit dem Unternehmen, in das sie investieren, Chancen und Risiken teilen. Tatsächlich handelt es sich jedoch meist um Spekulanten, sprich Zocker, die es auf raschen Wertzuwachs abgesehen haben oder um so genannte institutionelle Anleger, denen es um Sicherheit geht, weil mit den Gewinnen zum Beispiel die Pensionen ihrer Kunden bezahlt werden müssen. Aus diesem Blickwinkel gibt es für Analysten nur ein Kriterium: Wachstum. Rasches Wachstum ist gut für Zocker, stetiges Wachstum gut für die Fonds.
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