Es besteht kein Zweifel: Wir bewegen uns von einer Welt geballter Fähigkeiten und Sachkenntnis hin zu einer Welt verteilter Ignoranz. Noch vor nur 200 Jahren war es möglich, gleichzeitig einer der führenden Ingenieure wie auch Zoologen zu sein. Selbst vor 50 Jahren war es noch möglich, die genauen Details des Telefon- oder Fernsehnetzwerkes zu verstehen, aber heutzutage weiß niemand mehr alles über irgendetwas. Kein einzelnes menschliches Hirn ist mehr in der Lage, die vollständigen Einzelheiten in Bezug auf Konstruktion und Betrieb selbst eines einfachen Flugzeuges zu verstehen oder gar zu behalten.
Das erforderliche Wissen, um die Materialien herzustellen, aus ihnen die unterschiedlichen Einzelteile zu fertigen und daraus ein komplettes System zu erstellen, liegt weit jenseits der Kapazität eines einzelnen Menschen.
Sollen wir also angesichts des Aussterbens des Universalgelehrten verzweifelt die Köpfe schütteln? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Die Vorzüge der technologischen Entwicklung, die für diesen Niedergang verantwortlich ist, haben uns alle zumindest zum Teil leistungsfähiger gemacht. Wir haben womöglich ein Meer der Ignoranz geschaffen, aber wir haben ebenfalls Freiräume für Fähigkeiten geschaffen, die wir uns selbst vor 20 Jahren noch nicht vorstellen konnten.
Die Leistungsfähigkeit von Vernetzung ist etwas, über das sich die meisten keine Gedanken machen und das nur wenige verstehen. Nehmen wir zum Beispiel ein Sende-Netzwerk wie bei Radio und Fernsehen, so erkennen wir einen einzelnen Sender und eine Anzahl von Empfängern. Wenn die Anzahl dieser Empfänger n beträgt, ist der Informationsfluss bestenfalls proportional zu n/2. Aber in der Praxis sind nicht alle Empfänger ständig angeschaltet und nicht alle Zuhörer oder Zuschauer passen die ganze Zeit auf. Von daher ist der Informationsfluss immer kleiner oder gleich n/2.
Bei einem Telefonnetz beobachten wir einen enormen Anstieg von Informationsfluss und Verbindungen. Die Zunahme der Verbindungen eines Telefons mit einer Anzahl von Knoten n geht gegen n*(n-1)/2. Und wenn n sehr groß wird, geht der Informationsfluss gegen n hoch 2. So führte eine nur kleine Veränderung der Netzwerk-Architektur zu Veränderungen in der Gesellschaft, die niemand vorhergesehen hat.
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