Mit dem Start des digitalen Fernsehzeitalters in Norddeutschland und Nordrhein-Westfalen im Frühjahr 2004 soll es für TV-Zuschauer mit Antennen-Empfang mehr Programme und eine bessere Bild- und Tonqualität geben. Vertreter von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, privaten Sendern sowie Landesmedienanstalten unterzeichneten am Montag in Hannover eine Vereinbarung zur Umstellung von analoger auf digitale Fernsehverbreitung per Antenne. WDR-Intendant Fritz Pleitgen sprach von einem «historischen Ereignis», ZDF-Intendant Markus Schächter von einem «Meilenstein».
Betroffen sind alle Haushalte, die ihre Programme nicht über Kabel oder Satellit empfangen. Notwendig für den Empfang mit der digitalen terrestrischen Technik (DVB-T) ist ein Decoder, der derzeit ab rund 100 Euro erhältlich ist, oder ein digitaltauglicher Fernseher. Neben dem Decoder wird weiterhin eine Antenne gebraucht. Entweder können alte Dachanlagen genutzt oder neuartige kleine Zimmerantennen gekauft werden.
Der neue Standard solle neben dem Empfang von bis zu 24 Fernsehprogrammen auch neue interaktive und multimediale Anwendungen ermöglichen, hieß es. Beim «Überallfernsehen» können Zuschauer mit der neuen Digital-Technik etwa über einen Laptop Fernsehen künftig auch mobil empfangen, zum Beispiel im Garten oder im Auto. Außerdem ist die neue Technik für die Sender wirtschaftlich effizienter.
Vom 24. Mai 2004 an ist nach Angaben der Bremischen Landesmedienanstalt in den norddeutschen «Startinseln» Hannover/Braunschweig, Bremen/Unterweser sowie in Nordrhein-Westfalen im Großraum Köln/Bonn der Empfang von vorerst 16 Programmen per Antenne möglich. Vom 8. November 2004 an folgen dann Hamburg/Lübeck und Kiel sowie die Region Düsseldorf und das Ruhrgebiet. Derzeit empfangen rund 60 Prozent der Zuschauer Fernsehen über Kabel, 30 Prozent über Satellit und zehn Prozent über Antenne.
Der NDR-Intendant und ARD-Vorsitzende Jobst Plog sagte, DVB-T werde zu einer echten Alternative zu Kabel und Satellit. Die neue Technik werde attraktiv genug, um gegenüber Kabel und Satellit zu bestehen. Drei Übertragungswege seien besser als zwei, meinte RTL- Geschäftsführer Gerhard Zeiler. Der Zuschauer habe künftig mehr Wahlmöglichkeiten. Ohne Digitalisierung habe die terrestrische Verbreitung keine Zukunft mehr.
Bis 2010 sollen sämtliche Fernsehsignale in Deutschland digital übertragen werden. Als weltweit erste Region hatten Berlin und Umland Anfang August auf die digitale Technik umgestellt.
Der Kabelnetzbetreiber Kabel Baden-Württemberg kritisierte die Umstellung. Durch die Abschaltung der analogen Antennenausstrahlung könnten künftig hunderttausende Haushalte im ländlichen Raum das Fernsehen nicht mehr per Dachantenne empfangen und würden zu teuren Investitionen gezwungen, teilte der Vorsitzende der Geschäftsführung des Kabelnetzbetreibers, Georg Hofer, in Heidelberg mit.
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