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Information-Quality-Management: Wo der Schuh drückt

ZDNet: Wie hoch schätzen Sie denn den Prozentsatz fehlerhafter Daten in Unternehmensanwendungen?

Wang: Das kann ich nicht sagen, wenn auch verschiedene Analystenhäuser Zahlen veröffentlichen. Fakt bleibt jedoch, dass es keine gute Studie zu dem Thema gibt, die die eine oder andere Aussage bestätigen könnte. Zudem stehen wir erst am Anfang einer neuen Disziplin. Doch es gibt Beispiele: Ein Freund von mir, der in einem Großunternehmen arbeitet, sorgte mit einem Datenqualifizierungsprojekt bei seiner Firma für Einsparungen von rund 10 Millionen Dollar.

Lee: In einem anderen Projekt, das wir bei einer Krankenversicherung begleitet haben, sorgte die Ausmerzung eines einzigen Fehlers für eine Kostenreduktion von 16 Millionen Dollar.

Wang: Das ist übrigens auch die Sprache, die Manager verstehen. Bessere Daten sorgen für bessere Informationen, für weniger Fehler, für eine erhöhte Leistungsfähigkeit der Unternehmen und damit zu größeren Marktanteilen: Datenqualität steht in Relation zu Marktanteilen.

ZDNet: Trotzdem scheint das Interesse am Information Quality Management ein akademisches zu sein und eines, das sich höchstens sehr große Firmen leisten können.


Yang Lee,
Northeastern University

Wang: Das stimmt leider. Ich selbst bin ja auch Wissenschaftler, habe aber mittlerweile einen großen Lernprozess hinter mir. – Es ist doch so: Das Sammeln, Verarbeiten und Auswerten von Daten betrifft nahezu jeden Unternehmensbereich. Je besser ein Unternehmen seine Prozesse kennt, desto besser ist die Datenqualität. Es ergibt sich quasi automatisch wie und welche Informationen von A nach B fließen müssen. Soll sich die Informationsqualität steigern, müssen zunächst einmal die Manager – das sind gewissermaßen die Konsumenten, Verbraucher, Nutznießer – danach verlangen. Somit ist Datenqualitäts-Management selbst in kleinen Firmen ein Thema. Ich führe auch ein solches Mini-Unternehmen. Es besteht aus maximal sechs Festangestellten. Früher bin ich manchmal verzweifelt, weil Informationen einfach nicht auffindbar waren. Heute müssen alle Mitarbeiter Mails und andere Informationen nach einem eingeübten Verfahren korrekt an ganz bestimmten Plätzen in einem File-System ablegen. Das ist eine Frage der Disziplin.

Lee: Informationsqualität ist kein singuläres Projekt, sondern tägliche Arbeit, sozusagen eine immerwährende Reise. Sie beginnt mit dem Aufruf: Ändere deine Einstellung!

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ZDNet.de Redaktion

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