Information betrachten Experten als eigenen Wertschöpfungsprozess, der parallel andere Werteketten begleitet. Welches Unternehmen über die bessere Informationen zum richtigen Zeitpunkt verfügt, hat die Chance auf größere Marktanteile. „Marktanteile – das ist die Sprache die Manager verstehen“, sagt Richard Wang, Director des MIT Information Quality Programm. Seinen Ausführungen zufolge ist es wichtig, die Management-Sprache zu nutzen, um diese Nutznießer von Informationen für die Datenqualitätsprojekte zu gewinnen. Denn die Manager müssen bestimmen, welche Qualität ihre Informationen haben sollen. Bisher seien, wenn überhaupt, solche Definitionen in den IT-Abteilungen der Unternehmen zuhause gewesen und damit falsch angesiedelt.
Der Wert einer Information ist Kontext- und damit Nutzer-abhängig. Dazu ein weiteres Beispiel: Im Zuge von Basel II, die gängige Bezeichnung für neue Richtlinien der Risikoabschätzung von Banken, müssen die Geldhäuser nicht nur überprüfen, wie viel Eigenkapital sie selbst zurücklegen müssen, sondern auch Grundlagen schaffen für die einheitliche Bewertung ihrer Kreditkunden. Wie teuer ein Kredit wird, hängt von der Bonität der Kundschaft ab und auch vom Standing der Bank, die mit anderen im Wettbewerb um günstige Kredite steht. Hier sind die Fachbereiche gefragt. Sie müssen festlegen, welche Datenelemente auf die Bonitätseinschätzung Einfluss haben: Kreditbetrag, Rücklagen, Immobilen als Sicherheit, … Je sensibler der Bereich, desto geringer darf die Fehlertoleranz und umso mehr Plausibilitätsprüfungen müssen eingebaut sein. Diese Aufgaben gehören in die IT-Abteilungen ebenso wie das Bereinigen der Daten, die Fehlersuche und das Aufspüren der Fehlerursachen.
„Aber häufig kommen auf einen Daten-Manager 5000 Personen, die schlechte Qualität liefern!, wendet Ansgar Woltering, Projektleiter im Bereich Personenverkehr bei der Deutschen Bahn anlässlich einem solchen Punkt der Diskussion ein. Da hilft wohl nur Aufklärung und Übung. Als die Computerkassen in den DM-Märkten eingeführt wurden, erzählte einmal ein Manager der Drogeriekette, konnten die Kassererinnen und Kassierer kaum einsehen, warum sie jedes einzelne Produkt scannen sollten. Immerhin waren die Scanner zu Beginn anfällig und verlangsamten das Kassieren. Ein Babybrei ist wie ein anderer, wenn der Preis identisch ist. Für die Disposition und Qualitätskontrolle jedoch unterscheidet sich ein Hipp-Gläschen mit Blaubeeren von einem anderen mit Bananen und Körnern. Auch der Daten-Manager wundert sich, dass mehr von einem Produkt verkauft wird als vorhanden. Heute sind solche Schwierigkeiten ausgeräumt.
Martin Eppler, Professor an der Universität Lugano, definiert in Schritten, welche Aktivitäten notwendig sind, um hochwertige Daten und Informationen zu bekommen. Hier klicken |
Das Herstellen von hochwertigen Informationen ist eben ein kollaborativer Prozess, der allerdings ein Management benötigt. Das MIT und die Deutsche Bahn basteln derzeit an einem MIT-Zertifikat für den „Certified Information Quality Management Professional“, wie die vorläufige Bezeichnung desjenigen lautet, der sich der Prüfung unterzieht. Im Mai/Juni des kommenden Jahres sollt unter der Ägide von Mielke die erste Kursstufe angeboten werden. Ansonsten müssen Interessenten nach Boston.
Das Curriculum befindet sich noch in der Entwicklung, aber den Rahmen hat der rührige Bahn-Mitarbeiter schon einmal auf dem Frankfurter Kongress vorgestellt. Die Reaktionen waren unterschiedlich: „Mein Chef würde mich erschießen, wenn ich ihm damit käme“, lachte spontan einer. Aus dem Hause Daimler-Chrysler allerdings gab es schon zwei Anmeldungen, verrät Mielke stolz.
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