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Quo vadis, Open Source?

Welchen Effekt wird der SCO-Fall auf das Geschäft mit Open Source-Produkten haben? In anderen Worten: Wird SCO gewinnen?

Da gibt es zwei Sachen zu beachten: Erstens ob IBM tatsächlich geschützten Code in den Linux-Kernel eingeschleust hat. SCO behauptet das bekanntlich und sie mögen gute Gründe dafür haben. Falls dem so ist wird IBM den Fall verlieren. Wird das aber das Ende von Linux bedeuten? Absolut nicht! Die Open Source-Gemeinde wird vermutlich binnen weniger Tage den fraglichen Code ersetzt haben. In der Folge wird das Verfahren obsolet. Daher gibt SCO ja die kritischen Passagen nicht preis. Zudem muss man sich stets vor Augen halten, dass SCO selbst den Code unter den Bestimmungen der GPL als Caldera Linux veröffentlicht hat – das Gericht könnte also die komplette Anklage als hinfällig betrachten.

Aber was passiert, wenn SCO doch gewinnt, welche Auswirkungen hat das auf das Geschäft mit Open Source-Software?

Das ist der zweite Fall, den es zu beachten gilt: Es geht um die Frage von geistigem Eigentum an Open Source-Software. Das ist sehr ernst zu nehmen, schließlich gibt es darauf anders als bei kommerziellen Software-Releases keinen Anspruch. SCO lotet mit seiner Klage gerade die Grenzen aus, was zu den bekannten Briefen an die Linux-Anwender geführt hat. Das ist eine schwierige Angelegenheit, und sie wird von Land zu Land unterschiedlich gehandhabt. Man stelle sich vor: Ein Linux-Distributor verfügt über tausende von Open Source-Paketen im Angebot, veröffentlicht laut den Statuten von einem halben Dutzend Lizenzen. Wird das Gericht jeden Linux-Endanwender dazu anhalten, den Source Code seiner Distribution auf mögliche Verletzungen von geistigen Eigentum oder Patenten oder Copyrights hin zu untersuchen? Das ist kaum anzunehmen, aber genau darauf läuft der SCO/IBM-Fall hinaus. Wenn IBM, Red Hat oder Suse schon ihre Linux-Distributionen an Endkunden weitergeben, sollten sie dann nicht auch die Verantwortung dafür übernehmen? Im Augenblick lautet die Antwort noch ’nein‘ – Open Source-Lizenzen negieren diesen Anspruch bislang. In den USA ist es aber die geltende Rechtsanschauung, dass die Hauptakteure, in diesem Fall also IBM, Red Hat oder Suse, die Verantwortung tragen.

Wie auch immer, SCO bringt die Frage nach dem Copyright, den Patenten und dem geistigen Eigentum in Open Source-Software aufs Tapet. Ich glaube, dass der Ausgang des SCO/IBM-Falls die Weichen für die Zukunft stellen wird. Ganz nebenbei: Ich finde es auch sehr interessant, dass Microsoft und Sun sich mit Lizenzen von SCO eingedeckt haben. Als Folge finanzieren sie indirekt SCOs Vorgehen – schließlich haben Microsoft und Sun auch am meisten zu verlieren, sollte die Open Source-Software gewinnen.

Linux und Open Source warden immer beliebter: Wie lange wird sich Microsoft dem Open Source-Movement noch erwehren können?

Es handelt sich um eine ernsthafte Bedrohung Microsofts, und sie verstehen das auch als solche. Microsoft verfügt über eine eindeutig dominierende Position im Bereich des Desktops, bei Office und bei Anwendungen. Das Argument der Kostenreduktion durch den Umstieg auf Linux-Desktops und Open Office ist nur schwer durchzuhalten. Es wird schwer sein, die Vormacht Microsofts im Desktop- und Office-Bereich zu brechen. Gleichzeitig weißt Open Source-Software eine Reihe von Beschränkungen auf: Beim Service etwa, oder beim Support, bei der Migration und im Hinblick auf rechtliche Risiken. Wenn es Microsoft gelingt, diese Einschränkungen mit einem eigenen Produkt, für das sie nicht zu viel verlangen dürfen, zu adressieren, kann es die Wende schaffen. Aber es wird ihnen auf jeden Fall Anteile am Software-Markt kosten. Und das ist auf jeden Fall großartig für die Kunden.

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ZDNet.de Redaktion

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