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Bemerkenswerter PDA: Handspring Treo 600

Kein anderes Unternehmen hat so viel für den Fortschritt des All-in-one-Kommunikationsgeräts getan wie Handspring mit seiner innovativen Treo-Serie. Obwohl das Unternehmen bald von Palm übernommen wird, bringt Handspring mit dem Treo 600 den Markt noch einmal in Bewegung. Hier kommen ein brandneues Design mit eingebauter Kamera, ein Erweiterungssteckplatz und weitere neue Funktionen zu einer bereits leistungsfähigen Kombination aus Telefon und Wireless-PDA hinzu. Das Neue dabei ist nicht, dass der Treo 600 all diese Funktionen bietet – das können auch andere Geräte. Es geht vielmehr darum, dass der für etwa 899 Euro (ohne Vertrag) erhältliche Treo 600 in allen Bereichen gute Leistungen an den Tag legt.

Design

Als er auf den Markt kam, durfte der Treo 300 mit Recht als eines der am besten konzipierten Telefon/PDA-Geräte gelten. Da das Gerät eher zum PDA tendierte, litt allerdings der Telefonkomfort und es war nicht immer ganz leicht, es ans Ohr zu halten. Im Gegensatz dazu hat der Treo 600 das Format eines etwas breiteren Handys im bewährten Schokoriegel-Stil. Insgesamt ist das Gerat nur 3 Prozent kleiner als der Treo 300 (6 x 11,2 x 2,3 cm ohne Antenne), dafür wiegt es geringfügig mehr (ca. 170g). Durch sein Design wirkt der Treo 600 jedoch kompakter, liegt besser in der Hand und passt auch besser in die Tasche.


Handspring Treo 600 – klein und handlich

Etwas gibt es aber doch auszusetzen: Durch das Fehlen der Klappe, die fast schon zum Markenzeichen der Treo-Serie geworden ist, ist das Display – auch wenn es in einer Vertiefung liegt – schnell mit Fingerabrücken und Staub bedeckt. Letztendlich wird der Treo 600 mit einer Schutzhülle ausgeliefert werden, die dann nach Wunsch verwendet werden kann, dem Testgerät lag diese aber noch nicht bei.

Die bei weitem größte Neuerung beim Design ist der Kippschalter mit in der Mitte gelegener Extra-Taste, was Handspring als Fünf-Wege-Navigation bezeichnet. Dieser Navigationsschalter ähnelt jenen vieler Telefone und der Tungsten Handhelds von Palm. Man kann dadurch fast alle Funktionen des Treo 600 mit einer Hand steuern – nicht nur die Telefonfunktionen. Das funktioniert verblüffend gut. Die mit dem Gerät ausgelieferten Anwendungen, wie das POP3 Mail-Programm, der Blazer Browser, der P-Tunes MP3-Player und der Kinoma Video-Player können bereits mit der Fünf-Wege-Navigation verwendet werden, viele weitere Programme sind bereits in Arbeit.

Bei der Tastatur mit Hintergrundbeleuchtung verhält es sich anders. Diese ist sogar noch kleiner als die Mini-Tastaturen der konkurrierenden Geräte. Dafür entschädigen die abgerundeten, asymmetrischen Tasten und pfiffige Software-Features zwar ein wenig, dennoch ist es schwer, sich an die kleine Tastatur zu gewöhnen, selbst wenn man wie unsere Tester täglich BlackBerrys benutzt. Für kurze URLs und Textnachrichten ist sie jedoch durchaus annehmbar und angesichts der Ersparnis an Gewicht und Größe durchaus akzeptabel.


Im Rückteil ist die Kameralinse versteckt.

Der Drehknopf an der Seite ist verschwunden, er wurde durch Tasten ersetzt, über die lediglich Gesprächs- und Klingeltonlautstärke geregelt werden. Über einen oben auf dem Treo angebrachten Schalter können alle Tongeber des Geräts ein- und ausgeschaltet werden, Letzteres aktiviert gleichzeitig den Vibrationsalarm. Ebenfalls oben am Gerät befinden sich eine Taste zum Ein- und Ausschalten, ein SDIO-Steckplatz, über den zusätzliche Speicherkapazitäten oder Zusatzgeräte wie ein Wi-Fi-Adapter angeschlossen werden können, und ein Griffel aus Metall. Am anderen Ende findet sich der Kopfhöreranschluss, bei dem leider jene platz sparende Minibuchse verwendet wurde, die auch schon bei anderen kompakten PDAs, wie dem HP iPaq 1940 Spott auf sich zog. Auf der Rückseite befinden sich die Linse einer VGA-Kamera und ein weiterer Lautsprecher, der speziell für die erheblich verbesserten Klingel- und Alarmtöne und die Freisprecheinrichtung eingebaut wurde. Zwar liegt dem Gerät keine Cradle bei, dies stellt aber ein eher geringfügiges Manko dar, wenn man bedenkt, dass die meisten Nutzer mit dem kompakten Ladegerät und dem USB-Verbindungskabel durchaus zufrieden sein dürften.

Ausstattung

Der Treo 600 bietet das Beste zweier Welten: Er verfügt über den Funktionsumfang eines hochwertigen PDA und den eines High-End-Telefons mit Datenfunktionen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, mit dem Treo 600 einen Anruf zu tätigen, aber die meisten Nutzer werden wohl auf den Knopf zurückgreifen, mit dem man das Tastenfeld auf dem Touch-Screen aufruft. Von dort aus kann man mit der Fünf-Wege-Navigation schnell auf seine Favoriten („Speed Dial“), das Adressbuch, den Anrufspeicher und andere Anwendungen zugreifen. Auch über die Zahlentasten der Mini-Tastatur können Telefonnummern gewählt werden. Wenn man diese Art der Nummerneingabe bevorzugt, kann man die virtuelle Tastatur – die in der Werkseinstellung beim Einschalten des Geräts erscheint – durch einen selbst gewählten Hintergrund ersetzen.

Die Handheld-Seite des Treo 600 ist recht ansehnlich ausgestattet. Hier verfügt das Gerät über einen mit 144 MHz getakteten ARM-Prozessor, 32 MB integrierten Speicher (von denen 8 MB vom ROM verwendet werden) und ein 2,5-Zoll-LCD-Display mit 3.375 Farben. Das Display mit Passiv-Matrix ist zwar sehr hell, lässt sich aber in direktem Sonnenlicht trotzdem nur schwer ablesen und hält einem Vergleich mit den hochauflösenden Displays der neueren Palm-Handhelds und der CLIE-Geräte von Sony nicht Stand. Der Treo 600 läuft mit Palm OS 5.1.2H und verfügt neben Contacts auch über die weiteren, üblichen PIM-Anwendungen (Calendar, To Do List, Memo Pad), die mit Windows-PCs und Macs synchronisiert werden können.

Der Treo 600 ist eine wahre E-Mail-Maschine. Das Mail-Programm kann bis zu fünf POP3-Konten verwalten. Man kann sogar neue POP3-E-Mail-Konten direkt auf dem Gerät einrichten und sie sofort verwenden. Ebenso kann man neue Anwendungen (PRC-Dateien) oder polyphone MIDI-Klingeltöne herunterladen und installieren – ein Riesenvorteil gegenüber älteren Modellen. Per SMS können Nachrichten von bis zu 160 Zeichen Länge versendet werden, außerdem gibt es ein nettes, neues Chat-Feature, das sich stark an Instant Messaging orientiert.

Der Blazer Web-Browser verfügt über neue Funktionen: Webseiten werden so formatiert, dass sie eine einzige Spalte bilden, so dass man nicht mehr von rechts nach links scrollen muss. Man kann außerdem Seiten zur späteren Verwendung speichern und Bookmarks an andere Geräte senden. Im Test wurde VeriChat von PDAapps installiert, ein hervorragender IM-Client für AIM, ICQ, MSN und Yahoo, der ebenfalls mit der Fünf-Wege-Navigation zusammenarbeitet, aber nicht im Lieferumfang enthalten ist. Eine Desktop-Umleitung für eigenständigen Zugriff auf E-Mails in Microsoft Exchange oder Lotus Notes wird von Handspring ebenfalls nicht mitgeliefert, obwohl Unternehmen ihren Angestellten über serverbasierte Lösungen immer noch einen solchen Zugriff ermöglichen können.


Einschaltknopf und Fotoauslöser sind auf der Oberseite des PDAs.

Da das Telefon MMS-fähig ist, kann man mit der integrierten Kamera Bilder (inklusive Sound-Dateien oder Sprachnotizen) per POP3 E-Mail versenden oder Abbildungen mit Einträgen im Telefonbuch verbinden, die dann für die Anrufer-ID mit Bild genutzt werden. Solch einfache Aufgaben meistert der Treo problemlos, aber bei schlechten Lichtverhältnissen ist er schnell überfordert und kaum ein Ersatz für eine Digitalkamera. Um den MP3-Player, den hochgelobten Pocket Tunes 2.0.5 von Normsoft (der MP3, OGG Vorbis und WAV-Dateien unterstützt), zu aktivieren, muss man den Treo 600 registrieren und sich einen Adapter für den Kopfhörerausgang des Geräts zulegen, sofern man gewöhnliche Kopfhörer, wie etwa für einen Walkman, verwenden möchte.

Performance

Das erste Ziel, das Handspring mit dem Treo 600 verfolgte sei, so das Unternehmen, der Bau eines guten Telefons gewesen – womit das Unternehmen größtenteils erfolgreich war. Die Klangqualität des GSM Worldphones (859/900/1800/1900, GPRS) war gleichbleibend gut, ob das Gerät ans Ohr gehalten, der mitgelieferte Ohrstecker verwendet oder die Freisprecheinrichtung aktiviert wurde. Sowohl in der San Francisco Bay Area als auch im Stadtgebiet von New York war die Datenübertragung mit GPRS stabil und schnell genug für den Versand und den Empfang von E-Mail, beim Download von Webseiten kam es jedoch zu leichten Verzögerungen.

Im Test hielt der Treo 600 dank seines wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Akkus – der die gesamte Länge des Gerätes entlang läuft und damit etwa doppelt so groß ist wie der Durchschnittsakku – bedeutend länger durch als ältere Modelle. Die gemessene Gesprächszeit betrug 4 Stunden 54 Minuten – also etwa eine Stunde weniger als die von Handspring versprochenen 6 Stunden. Was die Standby-Zeit anbetrifft, so lag sie deutlich unter den angegebenen 10 Tagen, aber die tatsächliche Laufzeit eines Akkus hängt stark davon ab, wie viel Aufwand das Gerät betreiben muss, um an seinem jeweiligen Aufenthaltsort ein Signal zu finden. Ein Grund dafür, sich diesen Treo anzuschaffen und nicht die von Sprint angebotene, offiziell PCS Vision Smart Device Treo 600 genannte CDMA-Version, liegt in der längeren Laufzeit des Akkus. Andererseits ist das 3G-Datennetzwerk von Sprint etwas schneller als die GPRS-Netzwerke, innerhalb derer dieses Telefon betrieben wird.

ZDNet.de Redaktion

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