AOL und T-Online, die ewigen Konkurrenten auf dem deutschen Markt, könnten bald unter einem Dach zusammenkommen: Die Süddeutsche Zeitung spekuliert, dass T-Online den Internet-Anbieter America Online übernehmen und so auch auf dem amerikanischen Markt Fuss fassen könnte.
Diese Spekulation basiert auf zwei Überlegungen. Erstens: Die Telekom-Tochter T-Online hat rund vier Milliarden Euro Cash, die gewinnbringend eingesetzt werden wollen. Fast 80 Prozent der 12,9 Millionen T-Online Kunden wohnen in Deutschland. International ist T-Online also schlecht aufgestellt. Zweitens: Die anfängliche Euphorie über den Deal ist deutlich abgekühlt. Aus dem Firmennamen wurde AOL gestrichen und das Management besteht fast nur noch aus alten Time-Warner-Leuten. Der Internet-Dienst AOL hat sinkende Kundenzahlen und macht weniger Gewinn. Daher denken die Time Warner-Leute über den Verkauf von AOL-Anteilen nach. Ein heißer Kandidat sei T-Online, so die Süddeutsche Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe.
Ein Modell sieht vor, dass die Deutschen 70 Prozent der Aktien von AOL übernehmen und 30 Prozent bei Time Warner bleiben – ein Pakt, der die Medienszene aufwühlen würde. Eine tragende Rolle in diesem Deutsch-Amerikanischen Superdeal spielt scheinbar der langjährige Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff, der damals AOL Europe mit den Amerikanern aufbaute und inzwischen Partner bei der Kapitalgesellschaft Investcorp in London ist.
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung soll es bereits zu einem Treffen zwischen dem Time-Warner-Chef Richard Parsons und dem T-Online-Vorstandschef Thomas Holtrop gekommen sein. Die gemeinsame Schnittmenge: erheblich. Als Kaufpreis ist dem Vernehmen nach eine Summe von mehr als einer Milliarde Dollar anvisiert. Das ist weit entfernt von den einst astronomisch hohen Bewertungen der Mitte der von Middelhoff-Freund Steve Case aufgebauten Firma.
In die Konzernstrategie der Deutschen Telekom würde der Deal perfekt passen: T-Mobile ist bereits auf dem amerikanischen Markt aktiv und könnte gut mit T-Online kooperieren. T-Online könnte zum Beispiel – ähnlich wie in Deutschland – den Content für das mobile Portal T-Zone liefern. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus. Aus Konzernsicht müsste bei einer Verschmelzung AOL Deutschland, das zuletzt unter erheblichem Kostendruck stand, vom Markt verschwinden.
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