Analysten und Nutzern zufolge, die sich mit dem kommenden Windows beschäftigt haben, verspricht Longhorn in den Bereichen Grafik, Storage, Suche und Sicherheit einen großen Schritt nach vorne zu machen. Die meisten Features können aber nur von Software genutzt werden, die exklusiv für das neue Betriebssystem entwickelt wurde.
Das auf der PDC Ende Oktober in einer Alpha-Version präsentierte Betriebssystem ebnet für Microsoft auch den Weg zurück zum Fat-Client. Dieser Begriff wird hauptsächlich von Microsoft-Konkurrenten verwendet, die mit Thin-Clients und Java-Software Mitte der 90er-Jahre Windows-basierte Desktop-PCs ersetzen wollten. Rechenleistung und Software sollen nach diesem Modell von einem sehr leistungsfähigen Server zur Verfügung gestellt werden. Dieser Plan ist jedoch gescheitert.
Microsoft hingegen denkt daran, die Weiterentwicklung von Standalone-Browser-Software einzustellen. HTML und Web-Applikationen sollen künftig als nativer Windows-Code ausgeführt werden. Laut Gartner-Analyst Michael Silver wäre eine erhöhte Abhängigkeit von Windows die Folge. „Microsoft möchte erreichen, dass Unternehmen Longhorn-Applikationen schreiben, die spezielle Longhorn-APIs nutzen. Dadurch wären sie nur in Verbindung mit Longhorn lauffähig.“
Für Microsoft hat diese Strategie in den letzten Jahren auch zahlreiche rechtliche Probleme aufgeworfen. So war der Kern der Antitrust-Klage des US-Justizministeriums das Bundling von Applikationen, um andere Märkte zu erobern. Die rechtlichen Auswirkungen von Longhorn sind zum jetzigen Zeitpunkt aber noch unklar, da das neue OS erst im Jahr 2005 oder 2006 auf den Markt kommen soll.
Beobachter glauben, dass Microsoft die Softwareentwicklung wieder mehr auf den Windows-Desktop und weg von plattformunabhängigen Lösungen bringen will. Longhorn unterstreiche die Commitment von Microsoft zu leistungsfähigen Clients mit viel Rechenleistung und großen Festplatten. „Wir glauben an die Vorteile der lokalen Festplatte“, so Gordon Mangione, Vice President für Microsoft SQL Server. „Die Festplatte hat die PC-Revolution vorangetrieben.“
Diese Strategie wird manchen bekannt vorkommen. Nicht zuletzt durch die Kontrolle über APIs und Dateiformate konnte Windows zum Betriebssystem mit dem höchsten Marktanteil aufsteigen. Allerdings hat das Internet die Position von Desktop-Betriebssystemen etwas geschwächt und den Server mehr in den Mittelpunkt gerückt.
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