Erste Anläufe, das Konzept schon Anfang des Jahres Einzuführen, waren auf Unverständnis gestoßen. Die Reaktionen reichten von schierer Ratlosigkeit bis zu einem mitleidigen Verständnis dafür, dass der neue Firmenchef trotz des geplatzten Dotcom-Booms scheinbar nicht wagte das e-Business-Marketing seines Vorgängers aufzugeben.
Gänzlich verwirrt waren Hardware-Spezialisten, die unter Computing On-Demand das damals ebenfalls neue Konzept der Freischaltung von Computer- und Speicherkapazität verstanden. Ihnen wurde gesagt, dass die Option selbstverständlich Teil von e-Business On-Demand sei, es sich dabei aber um ein umfassendes Service-Konzept handle. Jede weitere Nachfrage wurde stereotyp mit einem lächelnden aber jedes Verständnis verdunkelnde „ja, das machen wir auch“ beantwortet. Auch vage Hinweise auf die Verwendung modischer Techniken wie Grid-Vernetzung zur gemeinsamen Ressourcen-Nutzung oder das futuristische Versprechen von sich selbst heilenden Systemen sorgten nicht für mehr Klarheit.
Inzwischen hat On-Demand-Computing den Gipfel seiner Hype-Kurve überschritten. In London hat die IBM kürzlich das erste Jahr nach der offiziellen Ankündigung bilanziert, offen gelegt inwieweit sich Zauberwerk inzwischen materialisiert hat. Auffällig war dort, dass dort eine vielversprechende Technik im Vordergrund stand, die bislang mehr mit E-Business als mit On-Demand-Computing in Verbindung gebracht wurde: Web-Services.
Samuel Palmisano, IBM |
Gefehlt haben in London auch die Marketiers von IBM Global Services , die bislang auf jede technische Frage mit dem Hinweis reagierten, dass es dem Kunden im Endeffekt gleichgültig sein könne, auf welche Weise der gewünschte Service erbracht werde. Sie hatten bei den Kunden den nicht ganz unbegründeten Verdacht geschürt, bei E-Business On-Demand handle es sich vor allem Varianten von Outsourcing. Diese Haltung führte außerdem dazu, dass die Konkurrenten ungestraft behaupten konnten, die IBM erbringe Dienstleistungen im Zweifelsfall eher durch Manpower als mit Technik.
Ganz anders in London. Hier konzentrierte sich die Diskussion dankbar konkret auf die Automatisierungsbestrebungen für Rechenzentren, auf die erwähnten Web-Services sowie auf Grid Computing. Bei letzterem blieb ein Rest von Hype. Wurde in den Vorträgen von weltweiten Grids für Biotechnologie oder dem Kernforschungszentrum Cern geschwärmt, reduzierte sich die Anwendung von Grids für E-Business On-Demand im Gespräch mit Mark Cathcart, IBM Distinguished Engineer, rasch auf den Einsatz im Rechenzentrum, beziehungsweise auf die kontrollierte Verbindung zwischen Rechenzentren einer Firma. Viele Fragen nach Datensicherheit erübrigen sich schon damit. Auf Ressourcen-Ebene eignen sich Grids zudem hervorragend um heterogene Umgebungen zu verbinden – überall dort wo IBMs Virtualisierungstechniken wie logische Partitionierung und die Virtual Machine der hauseigenen Mainframes nicht zum Einsatz kommen kann.
Diese Positionierung von Grid-Technik als Möglichkeit zur Virtualisierung und Verwaltung von heterogenen Speicher- und Rechenressourcen im RZ mag ernüchternd wirken, gibt ihr aber die konkrete Funktion im On-Demand-Konzept, die Beobachter bisher vermissten.
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