Geschichte der Computerviren: Eine Plage wird 20 Jahre alt

Mit zunehmender Popularität der Desktop-Computer vermehrten sich die Viren exponentiell. Individuelle Computer führten nicht nur zu einer Vergrößerung des Bestandes an Wirten, die ein Virus infizieren konnte, es gab nun auch eine mit der Technik vertraute Generation, die über das Wissen verfügte, derartige Programme zu schreiben.

Diese Beschreibung trifft auf Rich Skrenta genau zu: Er lebte 1982 in der Gegend um Pittsburgh und besuchte die neunte Klasse, er kannte sich mit dem Apple II gut aus und verwendete die Software gerne, um seinen Klassenkameraden Streiche zu spielen. Der Teenager versorgte seine Klassenkameraden mit Programmen für den Apple II, denen er einige „Spezialfunktionen“ hinzugefügt hatte, die dafür sorgten, dass sich der Rechner automatisch abschaltete, nachdem er ein paar Mal benutzt wurde, oder eine spöttische Nachricht anzeigte.

„Nachdem ich das ein paar Mal gemacht hatte, wollte niemand mehr Spiele von mir annehmen“, sagt Skrenta, der heute als Geschäftsführer seines eigenen Suchmaschinen-Unternehmens Topix.net arbeitet, das demnächst ins Netz geht. „So musste ich mir also etwas überlegen, um meine Streiche auf ihre Disketten zu schaffen.“

Da hatte er den Einfall, ein selbstreproduzierendes Programm zu schreiben, das Apple II-Disketten infizierte. Skrentas „Cloner“-Programme – er verwendete nicht den Begriff Virus – infizierten einen häufig benutzten Befehl auf den Systemdisketten, die der Apple II verwendete.


Rich Skrenta (Bild: CNET News.com).

Das von ihm geschriebene Programm Elk Cloner zählte, wie häufig eine Diskette verwendet wurde und sorgte dafür, dass der Computer bei jeder fünften Inbetriebnahme herunterfuhr oder seinem Besitzer einen anderen „Streich“ spielte. Bei jeder fünfzigsten Inbetriebnahme zeigte Elk Cloner ein kleines Gedicht an.

Vier Jahre später schrieben zwei pakistanische Brüder, Amjad und Basit Farooq Alvi, den ersten Virus, der IBM-Rechner infizierte. Die Brüder betrieben mit dem als Brain-Virus bekannten Programm eine Art von echtem Virus-Marketing. Auf den Bildschirmen der befallenen Rechner erschien eine Nachricht, in der das Unternehmen der Brüder beworben wurde, Brain Computer Services im pakistanischen Lahore.

„Beware of this VIRUS…Contact us for vaccination.“ („Hüten Sie sich vor diesem VIRUS… nehmen Sie mit uns Kontakt bezüglich einer Impfung auf.“) lautete die Nachricht, die heute auf der Website des Unternehmens zu finden ist.

Dies war aber nur der Anfang. Obwohl es noch zehn Jahre dauerte, bis Viren und Würmer in größerem Umfang auftauchten, stiegen die Zahlen doch rapide an. Bis Ende 1990 waren bereits 200 Viren bekannt, heute sind es mehr als 70.000. Auch wenn weniger als 1 Prozent dieser Viren Computer über das Internet angegriffen haben, haben nach Angaben des Computer Security Institute doch mehr als 80 Prozent aller Unternehmen bereits eine digitale Infektion hinter sich.

Gordon von Symantec sagt, dass die Schöpfer der meisten Viren – ähnlich ihren Vorgängern – die Fähigkeit der Programme, sich über das Internet zu verbreiten, immer noch nicht begreifen. „Tendenziell handelt es sich um neugierige, oft gebildete Menschen, die auf vielfältige Art und Weise mit anderen interagieren“, sagt sie.

Cohen meint jedoch, dass die wissenschaftliche Schwerarbeit in Hinblick auf die heutigen Internet-Viren in den 80er Jahren geleistet wurde. Alle weiteren Entwicklungen seien lediglich Technik.

„Alles, was wir heute wissen, war auch damals schon bekannt“, sagt er. „All das, was wir heute sehen, ist lediglich eine Umsetzung alter Erkenntnisse.“

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ZDNet.de Redaktion

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