Die Deutsche Telekom hat durch die Einführung von Call-by-Call-Gesprächen im Ortsnetz Mitte des Jahres massiv an Marktanteilen verloren. Wie die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) am Donnerstag in Bonn mitteilte, wird das Unternehmen Ende des Jahres voraussichtlich nur noch für 75 Prozent aller Verbindungsminuten stehen.
Ende 2002 waren es noch 93,6 Prozent gewesen. Durch das Mitte des Jahres für das Ortsnetz eingeführte Call-by-Call habe sich in wenigen Monaten „eine rasante und dynamische Verbesserung der Marktanteile der Wettbewerber ergeben“, erklärte Behördenchef Matthias Kurth bei der Vorstellung des Tätigkeitsberichts 2002/2003. Kurth zufolge werden derzeit rund 15 Prozent der Verbindungsminuten über Call-by-Call abgewickelt, bei dem der Kunde entweder durch Voreinstellung (Preselection) oder eine Vorwahl über eine andere Firma telefoniert, ohne den Hauptanbieter zu wechseln. Für die Verbraucher bedeute diese Möglichkeit deutliche Preissenkungen, sagte Kurth.
Teilweise lägen die Wettbewerber bei Ortsgesprächen um 75 Prozent unter den Angeboten der Telekom. Die günstigsten Angebote in der Hauptzeit lägen derzeit bei einem Cent. Damit entwickelten sich die Preise nun vergleichbar dem Fern- und Auslandsbereich, sagte Kurth weiter. Dort seien die Kosten für die Verbraucher seit der Liberalisierung im Jahr 1998 um 93 beziehungsweise bis zu 97 Prozent gefallen. Der Marktanteil der Telekom-Konkurrenten lag bei Ferngesprächen demnach zuletzt bei 45 Prozent, bei Auslandsgesprächen bei 60 Prozent. Allerdings verdient die Telekom an den Geschäften der Wettbewerber kräftig mit: Laut Kurth gehen im Schnitt 50 Prozent der Einnahmen der Konkurrenz an den Ex-Monopolisten, weil die neuen Telefonfirmen Leitungen und Dienste bei der Telekom mieten müssen. Anfang 2002 hatte dieser Wert noch bei 65 Prozent gelegen.
Der Weg zu einem „selbsttragenden“ Wettbewerb sei noch „sehr lang“, betonte Kurth und verwies dabei gerade auf den hohen Call-by-Call-Anteil mit Abhängigkeit der Anbieter von den Telekom-Netzen und die fast immer von dem Bonner Konzern übernommene Abrechnung und Rechnungsstellung (Inkasso). Der Umsatz der gesamten Branche lag laut Regulierungsbehörde zuletzt bei 63 Milliarden Euro. Dies waren fünf Prozent mehr als vor zwei Jahren. Die Telefonfirmen in Deutschland investierten demnach 18,5 Milliarden Euro in Infrastruktur. Davon entfielen 9,8 Milliarden Euro auf die Telekom und 8,7 Milliarden Euro auf die Wettbewerber.
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