Tatsächlich müssen die Lösungen aus dem Hause UCP Morgen bis zum Faktor 10.000 skalierbar sein. Dazu kommt, dass die Anwendungen zwar nur kurze Zeit leben, maximal drei Monate, aber sehr robust sein müssen. Ein Ausfall für nur wenige Minuten kostet die Partner ein Vermögen und das Softwarehaus vermutlich die Existenz. Außerdem erwarten die starken Partner einen Gratis-24-Stunden-Support.
Mühlgrabner beschreibt diese Situation als Schere. Nun aber hat er einen Weg gefunden, wie er den Problemen Herr werden kann: „Wir kommen aus dieser Schere heraus, wenn wir möglichst viel standardisieren – Building Blocks, Frameworks und Libraries.“ Diese sollen zugleich einen nahtlosen Übergang von Betrieb im ASP-Modell (ASP = Application Service Provider) im hauseigenen Rechenzentrum zur Verteilung an die Kunden gewährleisten „wenn die Applikation abhebt.“ Im Idealfall, so der IT-Leiter, sollen drei bis vier Teams solche wieder verwendbare Komponenten entwickeln, die dann nur noch für den jeweiligen Kunden angepasst werden müssen. Pro Jahr will sich UCP Morgen drei bis vier große Releases jetziger Individual-Anwendungen sparen.
Unter einer Komponente versteht Mühlgrabner „eine klar umrissene Funktionalität, die für sich alleine stehen kann, frei von Abhängigkeiten, mit einem eigenen Datenmodell und eigenen Datenquellen ausgestattet. Das schließt etwa EJBs mit Session-Fassaden aus, aber das Wrapping, Umhüllen mit standardisierten Schnittstellen, von Altanwendungen ein. Beispiel sind etwa eine Adressverwaltung und ein Repository mit Billing-Regeln für Shop-Anwendungen.
Eine Anwendung lässt sich dann auch aus acht bis neun Komponenten zusammenstellen. Dazu kommt jeweils ein kundenspezifisches Adapter-Set, so dass die Applikation in die DV- und Design-Umgebung des Kunden integriert werden kann.
Die Auswahl eines neuen Entwicklungs-Tools ist bei UCP Morgen somit durchaus mit der Existenzfrage des Software- und Systemhauses verknüpft. So ließ sich das Unternehmen trotz der Hektik im Tagesgeschäft Zeit für eine gründliche Evaluierung. Es sollte ein Java-Tool sein; denn „Dotnet ist bei unserer Kundschaft nicht unterzubringen“. Außerdem wollte Mühlgrabner ein Tool, mit dem sich ein Großteil der Entwicklung plattformunabhängig gestalten lässt. „Wir haben uns nur solche Werkzeuge angeschaut, mit denen auch die Modellphase abbildbar ist“, sagt er.
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