Mainframes – nach all den Jahren noch immer aktuell

Entgegen anderslautenden Vorhersagen, die im Verlauf der letzten 10 Jahre immer wieder gemacht wurden, sind Mainframe-Rechner auch heute noch von Bedeutung. Tatsächlich haben Neuerungen, von denen man annahm, dass Mainframes durch sie überflüssig würden, etwa das Internet, E-Business und Linux, stark zu ihrer heutigen Aktualität beigetragen.

Im Mai dieses Jahres gab Sun Microsystems bekannt, dass man nun 1000 Kunden erfolgreich von der „komplizierten, abgeschlossenen Mainframe-Umgebung“ auf Server der Typen Sun Fire und Sun Enterprise umgestellt habe, auf denen Suns Variante von Solaris Unix läuft. Sun bejubelte den Transfer mit dem man „das Aussterben der Rechen-Dinosaurier voranbringe“ und sagte, dass man seinen Kunden helfe, Kosten für IT-Belegschaft und Software-Lizenzen zu sparen.

Etwa zur selben Zeit reagierte IBM, ein Unternehmen, das als eher zugeknöpft und extrem bürokratisch gilt, auf den jüngsten einer ganzen Reihe von Seitenhieben, die seine 30 Jahre alte Plattform einstecken muss – eine Plattform, aus der nach Schätzung einiger Analysten dem Unternehmen bis zu 40 Prozent seiner Einnahmen erwachsen. Mit einem gänzlich unerwarteten Schachzug zeigte das Unternehmen, dass es über einen Sinn für Humor verfügt. Man entschloss sich, den Spöttern den Wind aus den Segeln zu nehmen, und gab bekannt, dass die neue Mainframe-Serie, die eServer zSeries 990, künftig T-Rex heißen soll. „Es war so etwas wie ein postmoderner Witz von IBM. Ich bin mir aber nicht sicher, dass er von allen verstanden wurde“, sagt Doug Nielson, Senior eServer Consultant bei IBM.

Zweifelsfrei handelt es sich hier um einen gewagten Schritt im Marketing, aber vielleicht wäre der Witz von mehr Leuten verstanden worden, wenn man einen Vogelnamen zum Spitznamen des eServers gemacht hätte und nicht den eines Dinosauriers? In akademischen Kreisen zirkuliert seit Jahren die Theorie, dass die Dinosaurier nicht von einem brennenden Kometen ausgelöscht wurden, sondern sich langsam zu Vögeln weiterentwickelt hätten. Die Analogie – ganz gleich, ob diese Theorie nun zutrifft oder nicht – lässt sich sehr gut auf IBM und Unisys, den anderen verbliebenen Anbieter von Mainframes, anwenden. Beide versuchen, Großrechner als immer noch aktuelle Technologie neu zu positionieren. Mainframes sind, so die Argumentation, nicht ausgestorben, sie haben sich zu einer etwas eleganteren und flexibleren Art weiterentwickelt.

Es ist nicht ohne Ironie, dass gerade jene Trends, von denen behauptet wurde, dass sie das Ende der schwerfälligen Mainframes herbeiführen würden, zu deren Wiedergeburt beigetragen haben. Die Rede ist hier natürlich von E-Business und Internet. Doug Nielson von IBM sagt, dass hauptsächlich das E-Business die Entwicklung des IBM-Mainframe-Rechners beeinflusst hat. Einige Dot-Com-Unternehmen haben die zSeries sogar zu ihrer ersten und einzigen Plattform erwählt, sagt er weiter. „Wir hatten dies zwar bis vor ein paar Jahren nicht erkannt, aber es scheint, dass genau jene Eigenschaften, über die der Mainframe schon immer verfügte, sich mit den Anforderungen für High-End Business-Server decken.“

Jede Diskussion über das Thema Mainframes führt unweigerlich zum Thema Kosten – einige Rechner von Unisys werden für bis zu 22 Millionen Dollar gehandelt -, eine aktuelle Studie des Analyse-Unternehmens Forrester hat allerdings ergeben, dass Großrechner sich trotz der hohen Anschaffungskosten als flexible Option erweisen können. „Unternehmen sollten sich mit ihren Mainframes auf das E-Business konzentrieren“, schreiben die Analysten. „Der S/390 und die Server der neuen zSeries sind kostspielig, aber viele Unternehmen besitzen bereits eines der Geräte. Der Aufbau einer Infrastruktur für E-Business innerhalb desselben Monster-Systems bedeutet geringere Nebenkosten für eine Kapazitätserweiterung als eine Investition in neue Server. Durch die Möglichkeit, ein oder zwei zusätzliche Prozessoren einbauen zu können und dabei nicht einmal neu starten zu müssen, können die Firmen ihr System flexibel erweitern um Anforderungen des E-Business gerecht zu werden.“

IBM hat bisher etwa 4000 Mainframes der zSeries ausgeliefert, die seit Oktober 2000 erhältlich ist, als der eServer 900 auf den Markt kam. Nielson sagt, dass sich diese Zahl im Vergleich zu jener der im selben Zeitraum verkauften Intel-Server bescheiden ausnimmt, für Geräte, von denen ein jedes in der Regel über eine Million Pfund kostet ist sie jedoch hoch. „Sind das also viele Mainframes? Aber ganz gewiss – dies ist der erfolgreichste Mainframe, den IBM je hatte.“

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ZDNet.de Redaktion

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