Neben TSMC setzt VIA jetzt auf IBM als Hersteller seiner Chip-Designs. Damit rückt „Big Blue“ unter den Dienstleistern in der Chipfertigung weiter nach oben.
In der zweiten Jahreshälfte soll Vias Chip „Esther“ auf den Markt kommen und bis Ende 2004 zwei GHz internen Takt erreichen. Dazu sind 90 Nanometer Strukturbreite und SOI für mehr Performance und geringeren Stromverbrauch nötig – beides Technologien, die IBM bereits beherrscht.
Zwar hat Via weltweit bei Prozessoren nur einen Marktanteil von zwei Prozent, die taiwanischen CPUs finden sich aber beispielsweise in den billigen Linux-PCs der US-Supermarktkette Wal-Mart und in Noname-Rechnern in China und Indien.
Mit der neuen Zusammenarbeit von Via und IBM setzt sich ein Trend fort. Da neue Chipfabriken mehr als drei Milliarden Dollar kosten können, verlagern viele Anbieter die Fertigung und Teile der Design-Arbeiten an so genannte „Foundries“. Bisher waren hier vor allem die taiwanischen Foundries wie TSMC und UMC führend. Sie boten ihre Dienste Chip-Designern an, die kein eigenes Werk unterhalten konnten oder wollten. Die Fertigung selbst wurde jedoch in den letzten Jahren unter anderem durch Probleme mit dem Stromverbrauch der Chips immer komplexer, sodass schließlich Firmen wie Nvidia und Transmeta im Jahr 2001 neue Produkte verschieben mussten – was zum Teil an Schwierigkeiten bei TSMC lag.
Hier kommt dann IBM ins Spiel. Mit modernsten Fertigungsanlagen und riesigen Forschungslabors konnte das Unternehmen bereits Fertigungs-Abkommen mit Sony, AMD und anderen Chip-Anbietern abschließen. Doch der Wettbewerb zwischen IBM und den asiatischen Foundries wird wohl noch einige Jahre weitergehen. IBM ist generell zwar etwas teurer, kann dafür aber Dienste ins Spiel bringen, die andere noch nicht zu bieten haben. Doch die Asiaten wollen aufholen: TSMC hat Firmenkreisen zufolge bereits einen früheren Professor der kalifornischen Berkley-Universität verpflichtet, der unter anderem Multigate-Transistoren entwickeln soll, die spätestens 2007 gebraucht werden.
Viele Halbleiterhersteller arbeiten bereits mit mehreren Partnern in der Fertigung zusammen. Via will eigenen Angaben zufolge so auch weiterhin Aufträge an TSMC vergeben. Dennoch ist der Deal zwischen Via und IBM historisch betrachtet eine Ironie. Ende der neunziger Jahre hatte IBM Prozessoren für Cyrix hergestellt. Cyrix hatte jedoch Schwierigkeiten beim Verkauf der Chips, und die Cytrix-Manager beklagten sich häufig über die hohen Preise von IBM. Schliesslich wurde Cyrix an National Semiconductors verkauft, die dann die Prozessor-Sparte 1999 an Via abtraten. Einige der Cyrix-Mitarbeiter, und vor allem die Designs, finden sich auch heute noch bei Via wieder.
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