Wenn der größte europäische Software-Anbieter zuckt, schlägt das Wellen um den gesamten Globus. Diese Woche teilte die „Financial Times“ mit, dass die SAP eine Runderneuerung seiner Produktpalette für das Jahr 2005 und 2006 anvisiert. Unter dem Codenamen „Vienna“ sollen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren laufen. Ziel sei es, so der Bericht, die Entwicklungskosten sowie den TCO der Kunden deutlich zu reduzieren. Dazu würden bereits 700 Entwickler an Entwürfen zu einer „Konzeptsoftware“ sitzen.
Unternehmenssprecher Markus Berner stellte nun gegenüber ZDNet klar: „Projekt Vienna führt nicht zu neuen Produkten. Die Ergebnisse werden vielmehr ähnlich wie bei Autoherstellern sukzessive in die Weiterentwicklung der IT einfließen.“ Man arbeite also kontinuierlich an der Weiterentwicklung der vorhandenen Anwendungen, von einer Runderneuerung könne aber nicht die Rede sein.
„Unser Thema lautet zurzeit Enterprise Service Architecture. Es geht letztlich um eine Web-basierte Applikationsplattform, die sich Stück um Stück entwickelt und die Basis-Plattform für die SAP darstellt. Die Plattform für Vienna ist also die Enterprise Service Architecture“, erklärte Berner.
Wie aber steht es mit der enormen Zahl an Mitarbeitern, die für das Vienna-Projekt genannt wurden? „Der gesamte Bereich, den Peter Zencke verantwortet, umfasst 700 Mitarbeiter. Die Abteilung heißt Application Plattform and Architecture, kurz AP+A, und hat drei Hauptaufgaben: Die Weiterentwicklung der Enterprise Service Architecture, die Entwicklung von wieder verwendbaren Prozessen und Engines sowie eben Vienna. Man kann von einer Art Studie sprechen. Die beiden erstgenannten Bereiche sind jedoch die Hauptaufgabe der Gruppe von Zencke“, stellte Berner klar. Zencke ist seit 1984 bei der SAP tätig und sitzt seit 1993 im Vorstand. Er koordiniert die Forschung und die SAP Labs und zeichnet für die Entwicklung der mySAP Business Suite verantwortlich. Daneben sitzt er beispielsweise auch im Aufsichtsrat der Suse Linux AG.
Im vergangenen Sommer hatte der SAP-Vorstandssprecher Henning Kagermann in München als nächsten Schritt die Realisierung des lange versprochenen „Real Time Business“ in Aussicht gestellt. Alle möglichen Produkte sollen künftig einen RFID-Chips (Radio Frequency Identification) angeheftet bekommen. „Das alles er erhöht die Transparenz ungemein, spart Kosten und erlaubt Einblicke in das Kundenverhalten. Probleme entstehen dabei eher auf Seiten der Hardware…“, deutete Kagermann an, ohne diese näher zu erläutern.
„Die Zukunft liegt in der kundenorientierten Betriebssoftware. Diese stellt eine Kombination von CRM-Systemen und Supply Chain Management dar“, führte das SAP-Oberhaupt seine Ausführungen fort. „Dann kann der Kunde tatsächlich im letzten Moment entscheiden, welche Farbe sein Auto nun wirklich haben soll. Unsere Herausforderung ist es, dies alles zu verwirklichen.“
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