Laut der Einigung zwischen Microsoft und der US-Justiz aus dem Jahr 2002 muss Microsoft die APIs von Windows gegen Lizenzgebühren völlig öffnen. Dies ist offenbar bis heute noch nicht geschehen. Am vergangenen Freitag legte Richterin Colleen Kollar-Kotelly ein 18 Seiten umfassendes Dokument vor. Darin kritisiert die Richterin Microsofts Fortschritt mit dem „Communications Protocol Program“ als „zurück liegend“. Es seien noch „weitere Arbeiten notwendig“, so Kollar-Kotelly weiter.
Die Regelung aus dem Jahr 2002 sieht vor, dass Microsoft alle Programmierschnittstellen von Windows 2000 und Windows XP Drittentwicklern zugänglich macht. Abhängig von der zu erstellenden Anwendung sollen dafür zwischen acht und 950 Dollar Lizenzen pro verkaufter Applikation zu entrichten sein, Mengenrabatte sind ebenfalls möglich.
Die genaue Berechnung der Lizenzen für Microsoft sei jedoch zu kompliziert, kritisierte die Richterin jetzt. Ebenso seien die Lizenzverträge zu undurchsichtig. Dem Papier vom Freitag zufolge hat Microsoft bereits zugestimmt, sein Lizenzverfahren zu ändern.
In einer eigenen Stellungnahme hat der Software-Riese angekündigt, die Erfüllung der gerichtlichen Auflagen zu einer „obersten Priorität“ des Unternehmens zu machen. Microsoft wolle schon bald eine „viel kürzere“ Version des Lizenzvertrages vorlegen, und ausserdem rund zwei Dutzend Windows-Protokolle verfügbar machen, deren Lizenzen einfacher zu berechnen seien.
Im „Consent Decree“ von 2002 hatte sich Microsoft mit der Bush-Regierung geeinigt, und damit einen sieben Jahre schwelenden Monopol-Prozess beendet. Richterin Kollar-Kotelly stimmte dem zu. Neben der Offenlegung der Schnittstellen muss sich Microsoft jetzt vom US-Justizministerium immer wieder kontrollieren lassen, um Monopolbestrebungen zu überwachen. Dazu ist in dieser Woche eine weitere Anhörung vor Kollar-Kotelly angesetzt.
Der einzige Bundesstaat, der an den Monopol-Vorwürfen generell festhält ist Massachusetts. Der Staat brachte am Freitag neue Vorwürfe vor, nach denen Microsoft illegalerweise seine Dominanz im Desktop-Bereich nutze, um Internet-Suchmaschinen und Dateiformate wie Adobes Acrobat unter Druck zu setzen. Massachusetts führt immer noch einen Prozess gegen Microsoft, derzeit berät ein Berufungsgericht in der US-Hauptstadt Washington über die Fortführung des Verfahrens.
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