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Web Services und Standards: Der Hype ist Realität geworden

ZDNet: Und IBM sich für die Nutzung seiner proprietären Technik bezahlen lassen will…

Chanliau: Naja, das wird ja ausschließlich von IBM und Microsoft eingesetzt. Das lustige an der Geschichte ist ja, dass sie noch daran arbeiten und sich die Spezifikation beziehungsweise das Schema jeden Tag ändert. Wenn Sie also nicht das aktuelle Schema haben, können Sie keinerlei Kommunikation aufbauen. Das ist ein Alptraum. Selbst zwischen den beiden klappt es nicht. So hatten sie erst vor kurzem so genannte Interoperabilitäts-Tests. Das haben sie schön unter Verschluss gehalten, weil es nämlich nicht funktioniert hat. Naja, es hat nur für den Zeitpunkt der Demo funktioniert, danach haben sie aber sofort wieder die Schemata geändert.

Ich gehe folglich davon aus, dass WS-* erst in rund drei Jahren einsatzfähig sein wird. Darin liegt die große Chance für SAML, Liberty und WS-Security. Wir installieren bereits SAML und WS-Security und bald auch Liberty für Browser-basierte Kommunikation. Damit können Sie nichts falsch machen, die SAML-Spezifikationen werden ja nicht einfach wieder verschwinden.

ZDNet: Ein anderer Analyst der Burton Group, namentlich Anne Thomas Manes, rät Unternehmen zum Einsatz von .Net beim Aufbau von Web Services, nicht zu J2EE. Können Sie sich das erklären?

Chanliau: Ich kenne Frau Thomas Manes sehr gut und sie hat ihre eigene Meinung, eine Religion fast. Ich bin da vorurteilsfrei – setzen Sie ein was immer Sie wollen! Ich vermute, dass wenn Sie kleinere Transaktionen durchführen wollen, werden Sie am besten mit .Net auskommen. Da kommen Sie schnell in die Gänge. Wenn Sie aber ein ernsthaftes System installieren müssen, kommen Sie aus verschiedenen Gründen an Java nicht vorbei: Erstens haben Sie viel mehr Werkzeuge als unter .Net zur Verfügung, die zudem frei zugänglich sind. Nicht nur Visual Studio .Net also, mit dem sie auf Gedeih und Verderben an Microsoft gebunden sind. Zweitens ist Java weitaus skalierbarer. Allerdings gibt es für .Net auch einige coole Tools, gerade im Bereich des Clients – vielleicht wäre ein Kompromiss anzuraten. Als ein Beispiel unter vielen kann ich den amerikanischen Telco Bellsouth anführen, die setzen .Net Web Services-Clients ein. Wenn Sie sich morgens in das System einloggen, geben Sie ein .Net-Passwort ein. Da Windows gerne Cerberos einsetzt, werden Sie also von dort Ihr Ticket erhalten. Von dort geht es zu einem Microsoft Web Service, vermutlich dem Internet Information Services 6.0 (IIS60). Und von da aus können Sie dann zu Java Web Services überwechseln. Dazu kommt SOAP und WS-Security zum Einsatz. Diese Art der Installation lässt sich oft finden, denn damit nutzen Sie das Beste beider Welten.

Ich würde es nicht machen, wie von Frau Thomas Manes vorgeschlagen. Gerade wenn Sie eine kleine Firma sind und auch Linux einsetzen wollen, sollten Sie sich nicht von Microsoft abhängig machen. Das kommt in der Realität auch sehr selten vor. Ich halte es übrigens bemerkenswert, dass die Beispiele, die Thomas Manes auf ihrer eigenen Experten-Site gibt, in Java gehalten ist.

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ZDNet.de Redaktion

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