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Microsoft: Spagat zwischen Patenten und offenen Standards

Eines der vielen Dinge, die Microsoft immer wieder vorgeworfen wurden, ist die „Verwässerung“ von Standards. So wurde der Software-Riese erst nach einem langen Rechtsstreit mit Sun dazu gezwungen, Java auch wie üblich und als offenen Standard zu implementieren, beziehungsweise Suns Ursprungs-Version zu unterstützen.

Doch spätestens mit der Ankündigung, XML als zukünftiges Standard-Format für Office-Dokumente zu verwenden, steckt Microsoft in der Zwickmühle. XML ist ein offener und gut dokumentiertes Format. Microsoft meldet aber seit langem immer mehr Patente an, welche die eigenen Methoden zur Verarbeitung von XML schützen sollen. Um sich dabei den Groll der anderen Entwickler nur begrenzt zuzuziehen, verfolgt man in Redmond jetzt aber eine zweifache Strategie: Die XML-Schemata von Office 2003 sind bereits offen gelegt worden.

Daneben will man sein geistiges Eigentum weiter schützen, es aber dennoch anderen gegen Lizenzgebühren zur Verfügung stellen. Dazu hat das Unternehmen im vergangenen Jahr den Anwalt Marshall Phelps eingestellt, der schon bei IBM die Lizensierung vorangetrieben hatte. Das soll jedoch nicht nur guten Willen beweisen, sondern auch eine neue Einnahmequelle sichern. „Microsoft hat bisher kein Portfolio an Patenten aufgebaut, das man auch vermarkten könnte, sie haben die Sachen im Endeffekt verschenkt“ meint Ted Schadler von Forrester Research.

Zwar sollen eine Vielzahl von Microsoft-Patenten gratis lizensiert werden können, das geistige Eigentum will Microsoft aber behalten. Diese zögerliche Öffnung erklärt David Kaefer, Direktor für Business Development bei Microsoft: „Es ist eine bewusste Entscheidung, mit unserem geistigen Eigentum nicht blockierend, sondern kooperativ umzugehen. Die Firma Microsoft reift eben, wir sind nicht die selbe Firma wie vor einem Jahr, und unser Patent-Portfolio ist auch nicht das selbe. Wir müssen aber etwas berechenbarer und reifer im Umgang mit unseren Patenten sein.“

Noch ist aber umstritten, ob gerade im Fall von XML alle angemeldeten Patente Microsoft auch zuerkannt werden. Gerade wenn auf offene Standards aufgebaut wird, haben die Patentbehörden rund um die Welt unterschiedliche Vorstellungen von der „Schöpfungshöhe“, die mit einer Erfindung erreicht werden muss. Auch aus der Praxis der Software-Entwicklung mit XML kommt dieser Einwand. Ted Schadler dazu: „Es gibt eine gemeinsame Basis, von der jeder ausgehen muss. Aber eine oder mehrere Abstraktionsschichten weiter innerhalb der Software kommt es weniger auf die Interoperabilität, sondern auf die eigene Anwendung an. Ich glaube aber nicht, dass jemand da schon die klare Grenze erkannt hat.“

Hier kommt es wohl auf Versuch und Irrtum an. David Kaefer von Microsoft meint, mit den XML-Schemata von Office 2003 schon gute Erfahrungen gesammelt zu haben. Dennoch: „Es ist schwer zu sagen, was wir darüber hinaus tun werden. Es kommt ganz darauf an, was den besten Nutzen für Kunden und Partner bringt.“

ZDNet.de Redaktion

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