Corel macht Nägel mit Köpfen. Nachdem der neuen Geschäftsführer Amish Mehta erst vor wenigen Tagen in München erklärt hatte, dass man sich von der XML-Entwicklung trennen werde, hat er nun einen Käufer präsentiert. Es handelt sich um das weitgehend unbekannte kanadische Softwarehaus Blast Radius. Einen Preis für die Übernahme teilten beide Parteien nicht mit.
Mehta wiederholte bei der öffentlichen Mitteilung des Deals sein Statement von München: „Wir werden diesen Bereich nicht einfach abschalten. Vielmehr soll die dort geleistete Arbeit in unsere Produktpalette aus Grafikanwendungen und Word Perfect einfließen.“ Ob alle an der Entwicklung von Corels XML-Editing Tool „Xmetal“ sitzenden Mitarbeiter vom kanadischen Käufer übernommen werden, ist bis jetzt unklar. Zuletzt hatte Corel im Oktober vergangenen Jahres weltweit 125 Mitarbeiter beziehungsweise 18 Prozent der Belegschaft entlassen, davon 73 am Hauptsitz in Ottawa. Dieser Prozess ist laut Aussagen von Mehta jedoch abgeschlossen, in München beteuerte er, dass es keine weiteren Entlassungen geben werde.
„Eine Mode jagt die Nächste – sei ein Linux-Unternehmen, mache in Web Services, wer weiß, was als nächstes kommt – das sollte Corel nicht mehr mitmachen. Wir bleiben künftig bei dem, was wir können und mit dem wir in der Vergangenheit schon erfolgreich waren. Dann wird Corel auch seinen Weg wieder finden“, so der Finanzexperte Mehta zusammenfassend über seine Geschäftsphilosophie. Seine Ziele seien es, so Mehta, Corel wieder zu den Ursprüngen zurückzuführen und die Diversifikation der Geschäftsbereiche aufzuheben. „Wir werden uns künftig ganz auf unsre Stärken konzentrieren: Grafik-Anwendungen und Office“, so Mehta. Gerade unter Studenten wolle man neue Nutzer finden. Neben dem neuen und in München erstmals präsentierten Corel Draw 12 sollen natürlich auch alle anderen Grafik-Programme des Unternehmens ins Rampenlicht gerückt werden, ebenso wie Word Perfect.
Ende November war der Führungswechsel erfolgt. Derek Burney, bis dahin President und CEO der kanadischen Softwarefirma Corel, zog sich auf den Posten des Verwaltungsratschefs (Chairman of the Board) zurück. An seine CEO-Stelle trat Amish Mehta, der bei der kalifornischen Beteiligungsgesellschaft Vector Capital als Manager tätig war. Vector hatte zuvor den finanziell angeschlagene Anbieter von Textverarbeitungs- und Grafikprogrammen für alles in allem 97,5 Millionen Dollar übernommen und von einem börsennotierten in ein privates Unternehmen umgewandelt.
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