Der neue Prescott: mehr Cash als Cache

Leider ist der Marketing-Slogan „Kaufen Sie unsere neuen Chips, da verdienen wir mehr dran!“ nicht besonders zugkräftig. Natürlich könnte man die Preise senken, aber die Investitionen in neue und bessere Fabrikationsanlagen wollen schließlich auch irgendwann wieder eingespielt werden. Es macht wenig Sinn, nach größeren Gewinnspannen zu streben, wenn man diese dann gar nicht realisieren kann. Man kann zwar beim Preis etwas nachgeben, um es der Konkurrenz nicht zu einfach zu machen, aber letztlich geht es auch in dieser Branche ums Geld.

Die Leute kaufen neue Chips nur, wenn diese irgendetwas besser können als die alten – aber die neuen Prescotts sind in jeder Hinsicht schlechter als ihre Vorgänger. Also besteht die beste Lösung darin, dafür zu sorgen, dass man die alten Chips nicht mehr kaufen kann. Dazu muss man an der Marketingaussage schon etwas herumfeilen. Für den Laien kann das etwa so wirken, als ob in einer Zaubershow anstelle der hübschen Assistentin ein dicker Elefant der Kiste entsteigt, wenn sich der Rauch erst einmal verzogen hat.

Warum warten die Hersteller also nicht einfach, bis sie die neuen Chips schneller machen können?

Die übliche Ausrede für langsamere neue Architekturen lautet, dass die Konzepte noch über viel Raum für Verbesserungen verfügen. Angeblich muss man also nur etwas Geduld haben, dann wird man feststellen, dass der Prescott in Bereiche vordringt, die für den Northwood nie in Betracht kamen. Trotzdem kann man die alten Chips nicht einfach aus dem Programm nehmen. Wenn man aber die Preise senkt, um ihre technische Rückständigkeit widerzuspiegeln, welchen Sinn hat es dann überhaupt, neue Chips mit höheren Gewinnspannen auf den Markt zu bringen? Also weg mit den alten Chips, her mit den neuen, und die Beschwerdewelle einfach über sich ergehen lassen. Das funktionierte, als die ersten Pentium 4s die späten Pentium IIIs ersetzten, obwohl keine Verbesserung der Performance zu verzeichnen war, und es wird auch diesmal funktionieren.

Das Problem bei einem Wechsel, der kein wirklicher Wechsel ist, besteht darin, dass viele Fragen unbeantwortet bleiben. Werden die neuen Pentium Ms vor allem in Bezug auf den Stromverbrauch in absehbarer Zukunft so viel besser arbeiten, dass die Prescott P4s nur als schlechte Alternative erscheinen? Wird der Druck seitens der 64-Bit-fähigen Chips von AMD bewirken, dass eine künftige Version des Prescott ähnliche Funktionen mitbringen wird? Falls ja, warum sollte man dann jetzt kaufen? Man darf sich keine Hoffnungen machen, zu diesen Überlegungen etwas aus Intels öffentlichen Roadmaps zu erfahren: Schließlich hat dieses Unternehmen die Existenz des Extreme Edition Pentium – eines Server-Prozessors mit umwerfender Performance – noch eine Stunde vor dessen offizieller Präsentation auf direkte Nachfrage hin heftig bestritten. Das Rätselraten geht also weiter. So viel ist jedoch sicher: Die Antwort wird weniger in der verwendeten Technologie zu finden sein, als vielmehr in der alten Journalistenregel „Follow the money“.

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ZDNet.de Redaktion

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