Wer übertreibt, verspielt Chancen für UMTS

KOMMENTAR: Eigentlich nicht dumm von Vodafone eine PCMCIA-Karte fürs Notebook mit anzubieten, denn zum mobilen Telefonieren braucht man kein UMTS und der Außendienstmitarbeiter will in erster Linie Daten schnell aus dem Notebook in die Firma übertragen.

Wären da nicht die Tarife, die beim Blick ins Kleingedruckte schnell sämtliche Lust auf UMTS verderben: Für netto 10 Euro im Monat kann man 2 Stunden mobil mit 384 KByte surfen. Macht knapp 8 Cent pro Minute und damit kostet das mobile Surfen knapp halb so viel wie eine HSCSD-Verbindung, die nur ein Zehntel der Bandbreite böte. Der Haken ist die Taktung, denn diese Verbindungen werden im 10-Minuten-Takt abgerechnet. Sprich: Wer nur seine E-Mails abruft und dafür eine Minute online ist, zahlt dafür 80 Cent und kann dies maximal 12mal im Monat machen bevor das Frei-Kontingent aufgebraucht ist.

Ähnlich sieht die Sache bei den Volumentarifen aus: Für 10 Euro netto im Monat bekommt man 10 MByte. Abgerechnet wird hier in 100 KByte-Paketen. Die alten GPRS-Tarife sahen noch 20 KByte-Pakete vor und schon dies löste bei vielen Nutzern Empörung aus.

Doch Vodafone steht nicht alleine da: Vor wenigen Tagen hat O2 neue GPRS-Tarife vorgestellt, die ähnlich undurchsichtig gestrickt sind: Wurde die WAP-Nutzung bislang pro Seitenabruf berechnet, ist nun auch O2 zur Fakturierung nach Datenvolumen übergegangen. Doch wie soll der Kunde eigentlich wissen, wie groß eine WAP-Seite ist? Auf den Traffic-Zähler im Handy sollte man sich dabei nicht verlassen, denn dieser rechnet Byte-genau, während die Netzbetreiber immer fleißig aufrunden. Zweites Ärgernis bei den neuen Data-Tarifen von O2: Nach einer Testphase von sechs Wochen gilt der Tarif bis zum Ende der regulären Vertragslaufzeit, im Extremfall also satte 24 Monate. Pech, wenn sich dann die Nutzungsgewohnheiten ändern.

Mit solchen Tarifen gehen die Mobilfunkanbieter ein hohes Risiko ein: Da UMTS für die reine Sprachtelefonie keine deutlichen Vorteile bringen wird – schließlich sind Dienste wie Video-Telefonie schon im Festnetz gescheitert – macht die neue Technik in erster Linie für die mobile Datenübertragung Sinn. Doch hier steht mit WLAN schon jetzt eine kostengünstige und deutlich schnellere Alternative zur Verfügung. Wer ein neues Notebook besitzt, braucht keine teure Zusatzhardware zu kaufen und die notwendigen Basisstationen – genannt Hotspots – schießen aktuell wie Pilze aus dem Boden. Wenn die Mobilfunkanbieter jetzt nicht mit fairen UMTS-Tarifen starten, werden sich die Kunden nach ein oder zwei Monatsabrechnungen abwenden und lieber den nächsten Hotspot für WLAN suchen.



ZDNet.de Redaktion

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