Opteron-Frühling: Intels verpasste Chancen

Ist Intel ernsthaft ins Hintertreffen geraten? Nein, nicht wirklich. Denn HP nimmt natürlich auch den Xeon-Chip ins Programm, sobald er verfügbar ist, und auch die Mitbewerber (außer Sun) warten sehnsüchtig auf das Intel-Produkt. Allerdings scheint AMDs Opteron deutlich besser für die Kundenschicht geeignet, auf die es im zarten Frühjahrsaufschwung ankommt: den Mittelstand.

Jetzt, und nicht erst im Sommer, beginnt das Gerangel um preisbewusste Kunden mit nicht allzu hohen Leistungsanforderungen an ihre Server. Laut HP eignet sich der Opteron besonders als Chip für Blade- und Low-end-Server. Als „unechter“ 64-Bit-Chip pushe er zudem die Leistung bei den bislang gängigen 32-Bit-Anwendungen – und zwar deutlich effektiver als Intels Xeon. Und schließlich ist er auch noch preisgünstiger.

All diese Nachteile kann Intel locker wettmachen – wenn nicht noch weitere Stolpersteine den Markt für echte 64-Bit-Architekturen auf Basis des Itanium-Chips bremsen. Noch setzen alle Hersteller außer Sun auf diese Technik. Dennoch: AMD hat einen wichtigen Achtungserfolg errungen. Das Unternehmen ist vom PC-Bestücker in die Profiliga für Server aufgestiegen.

Die Interessen von Microsoft und Intel entwickeln sich auseinander und der Markt belebt sich.

Für die Anwender kann es nur von Vorteil sein, wenn nicht nur im PC-Umfeld Alternativen zur Wintel-Allianz entstehen – zumal sie inzwischen einige Risse zeigt. So tut sich Microsoft mit der Umstellung auf reine 64-Bit-Architekturen schwer. Zum einen geht der Umbau von Betriebssystem und Anwendungen nur schleppend voran, zum anderen ist nicht recht einsichtig, wofür die Textverarbeitung Word, und in den meisten Fällen auch das Datenbank-System SQL-Server die 64-Bit-Prozessoren benötigen. Den Anwendern würde der Umstieg lediglich Kosten verursachen, die mit dem zu erwartendem Nutzen nur bedingt zu rechtfertigen sind. Das gilt umso mehr, seit der Opteron die Leistung der 32-Bit-Anwendungen auch ohne aufwändige Portierung erhöht. Insofern gibt AMD einen guten Microsoft-Partner ab, wenn es darum geht, die herkömmlichen Windows-Programme noch eine Zeit lang attraktiv zu erhalten.

Umgekehrt orientiert sich Intel für seine Itanium-Hochleistungs-Chips sinnvollerweise an Anwendungsbereichen auf Server-Seite, in die Microsoft noch kaum eingedrungen ist. Im Hochleistungs-Computing aber liefert nicht Microsoft die Betriebssystemplattform, sondern die Unix-Spezialisten und neuerdings die Linux-Distributoren. Dieses neue Geschäftsfeld ist zudem lukrativer als das PC-Geschäft mit seinen winzigen Margen und der unbequemen Konkurrenz von Chip-Herstellern wie AMD. Kurz: Die Interessen von Microsoft und Intel entwickeln sich auseinander und der Markt belebt sich.

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ZDNet.de Redaktion

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