Ironischerweise braucht Oracle für seine geplante Übernahme von Peoplesoft die Hilfe des Erzfeindes. Oracle-Sprecherin Jennifer Glass bestätigte am Montag, dass man beim US-Kartellamt Einsicht in die Pläne von Microsoft beantragt hat. Dies soll klarstellen, wie Microsoft im Geschäft mit Unternehmens-Software wachsen will.
In der vergangenen Woche hatte das US-Justizministerium Klage gegen Oracle erhoben, um die feindliche Übernahme durch ein Angebot von 9,4 Milliarden Dollar an die Peoplesoft-Aktionäre zu blockieren. Die Kartellwächter meinen, dass bei einem solchen Zusammenschluss mit Oracle und SAP nur zwei Anbieter übrig bleiben, was zu höheren Preisen führen würde. Oracle-Chef Larry Ellison gehörte jedoch im Kartellverfahren gegen Microsoft zu dessen schärfsten Kritikern. Er forderte damals wiederholt die Zerschlagung des Software-Riesen in kleinere Unternehmen. Noch heute bezeichnet er die Gates-Company in seinen Reden gerne als „verurteilten Monopolisten“.
Microsoft wollte zu Oracles neuem Schachzug nicht Stellung nehmen. Laut einem Bericht der Wirtschafts-Nachrichtenagentur Bloomberg will Oracle Microsoft jedoch sogar vorladen lassen. Oracle ist der Ansicht, Microsoft wolle selbst im Markt der Unternehmens-Software stark wachsen. Bisher konzentriert sich Redmond hier auf Unternehmen mit einem Umsatz von weniger als einer Milliarde US-Dollar, was in den USA noch als Mittelstand gilt. Die größten Unternehmen der Welt sind jedoch laut Oracle-Anwalt Daniel Wall ebenfalls im Ziel von Microsoft: „Es macht keinen Sinn, dass Microsoft die größeren Konzerne ignoriert, wenn es bei seiner Gesamtstrategie bleiben will.“ Sollte sich das belegen lassen, wäre Microsoft der dritte Anbieter neben Oracle und SAP, was Oracle bei seiner Argumentation gegenüber den Kartellbehörden helfen würde.
Nach Microsofts eigenen Angaben hat das Unternehmen in den letzten Jahren über zwei Milliarden Dollar für Firmenübernahmen ausgegeben und macht mit Unternehmens-Software jährlich 600 Milliarden Dollar Umsatz. Bis 2010 sollen das ganze 10 Milliarden Dollar sein – SAP hat hier 2003 7,8 Milliarden erzielt. Bei Oracle waren es nur 2,5 Milliarden.
Oracle-Vize Charles Phillips sagte am Montag in einem Vortrag sogar, sein Unternehmen brauche Peoplesoft um sich langfristig gegen den Software-Giganten aus Redmond behaupten zu können.
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