Wie bereits berichtet, möchte Oracle im Notfall Microsoft-Manager vorladen, um zu belegen, dass seine Übernahme von Peoplesoft kein Kartell schafft. Microsoft hat agressive Wachstumspläne im Markt der Unternehmenssoftware. Doch dass Microsoft von den Untersuchen der Kartellwächter von vorneherein nicht beachtet wurde, bringt jetzt Kritik hervor.
So meint Analyst Mike Dominy von der Yankee Group: „Microsoft ist hier der Joker. Ich glaube, dass das Justizministerium das Wettbewerbsumfeld zu eng abgesteckt hat.“ Dominy meint auch, dass die Annahme, zwei Player wie Oracle und SAP würden die Preise steigen lassen, schlicht falsch ist: „Zwei grosse Unternehmen würden sich hier immer noch direkt bekämpfen.“
Kern der Sache ist auch, wie Oracle mit dem Know-How von Peoplesoft umgeht. Unternehmensspezifische Anwendungen von Oracle laufen schliesslich nur auf der Oracle-Datenbank. Zwar will Oracle auch die inkompatible Datenbank von Peoplesoft unterstützen, doch das wird von vielen Beobachtern nur als Lippenbekenntnis gewertet – im Endeffekt, so meinen die Analysten, wird Oracle die Kunden wohl zu bekehren versuchen.
Dass Peoplesoft durch die Übernahme langsam aus dem Markt verschwinden könnte, brächte für Microsoft die Chance „schneller nach oben zu kommen, wenn es nur noch zwei Player gibt“ meint auch Byron Miller von Forrester Research.
Dass sich inzwischen die Politik in den Übernahmekampf zwischen Oracle und Peoplesoft eingeschaltet hat, sehen manche Marktforscher als Oracles eigene Schuld an. „Ich glaube, Larry Ellison hat das gründlich vergeigt“ kritisiert Jim Shepherd von AMR Research den Oracle-Chef. Ellison hatte nach der ersten Ankündigung unter anderem gesagt, er wolle keine Peoplesoft-Produkte mehr verkaufen, und Tausende von Mitarbeitern der Zielfirma entlassen. Dies wurde später von anderen Oracle-Managern korrigiert.
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