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Intel will WLAN-PCs als digitale Videorecorder

Mit grosser Zielstrebigkeit verfolgt Intel seine Vision vom „digital home“. So bringen die Chipsätze 915 und 925P, die Mitte des Jahres erwartet werden, gleich WLAN-Funktionen mit. Desktop-Chef Louis Burns sieht dafür eine absolute Notwendigkeit: „Die Konsumenten wollen alle ihre Geräte digital verbinden. Die Übertragung von Inhalten muss dabei in hoher Audio- und Video-Qualität erfolgen.“

Die Chipsets, die offiziell noch unter den Codenamen Grantsdale und Alderwood gehandelt werden, enthalten quasi umsonst die nötige Logik für einen Access Point. Zusammen mit der Media Center Edition von Windows XP bilden sie die Basis für das von Intel verfolgte Konzept des Entertainment PC (EPC). Dessen Killer-Applikation soll der digitale Videorekorder sein, mit dem sich unter anderem Time-Shift (zeitversetztes Fernsehen) und der Aufbau einer digitalen Medienbiblithek realisieren lassen. Intel glaubt, dass in naher Zukunft auch klassische Geräte der Unterhaltungselektronik wie Fernseher und Stereoanlagen drahtlose Netzwerke unterstützen werden. Diese Strategie lässt jedoch einige Firmen der gebeutelten Branche im Regen stehen.

Denn wann immer Intel entschied, eine derart wichtige Funktion wie WLAN in seine Chipsätze zu integrieren, wurden dadurch einige Firmen aus dem Markt gedrängt. Als Intel 1999 begann, Grafikfunktionen in seine Chipsets zu integrieren, folgte eine massive Konsolidierung bei den Herstellern von Grafikchips. Tummelten sich in diesem Markt 1998 noch rund 40 Anbieter, so ist es heute noch eine Handvoll. Auch bei Motherboards und anderen Komponenten wiederholte sich dieser Effekt.

Das droht jetzt auch den Herstellern von Access Points. Die neuen Chipsätze benötigen für diese Funktion nur noch eine Antenne, welche die taiwanesischen Board-Hersteller sicherlich ihren Produkten beilegen werden. Der PC ist damit gleichzeitig auch Router und damit Herz eines Heim-Netzwerks. Einzig ein Breitband-Modem wird noch gebraucht, und das liefert der DSL- oder Kabel-Provider ohnehin gleich mit. Einer der Haken des PC als Access Point ist aber auch, dass selbst der sparsamste Pentium-4-Rechner als rund um die Uhr laufender digitaler Hub deutlich mehr Strom schluckt als ein externer Access Point.

Wer im Consumer-Markt schon gut aufgestellt ist, sieht den Markteintritt des Chip-Giganten zwar gespannt, aber nicht mit Furcht. „Das ist ein leichtes Ziel für Intel, und für sie macht es auch Sinn – weil sie mehr Chips für Desktop-PCs verkaufen wollen“ meint Kevin Allan, Produkt-Chef beim Netzwerkausrüster Netgear. Er fährt fort: „Ob das unser Geschäft dramatisch beeinflussen wird? Das glaube ich nicht. Wir begrüssen Intels Markteintritt, weil das helfen wird, den Markt zu entwickeln – genauso wie das mit Centrino funktioniert hat.“

Doch nicht nur die Netzwerker müssen vor Intel zittern. In den USA ist der digitale Videorecorder synonym mit dem Unternehmen TiVo. Das sieht aber noch ganz andere Probleme: „Die PC-Hersteller versuchen einen PC nicht wie einen PC aussehen zu lassen“ sagt Ted Malone, Marketingleiter bei TiVo. Malone bringt das Kernproblem auf den Punkt: „Die Konsumenten glauben aber immer noch, dass auch ein EPC noch ein PC ist, den man nicht so einfach zum Laufen bringt wie einen Fernseher.“

ZDNet.de Redaktion

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