Der Hama Visitenkartenscanner besteht aus dem eigentlichen, kompakten Gerät, einem USB-Kabel und einer Transportbox. Die Installation der Software ist einfach und unproblematisch: Anfänger könnten allerdings dadurch verwirrt werden, dass gleich zwei Treiber in unterschiedlichen Verzeichnissen der CD stecken.
Das maximale Scanformat ist DIN A8. Das heißt, dass die weitaus meisten Karten erfasst werden können – aber nicht alle. Einige Unternehmen verwenden überlange Karten, die mit 10 cm Länge zwar noch ins Gerät passen, aber vom Hama-Scanner nicht komplett erfasst werden. Verzögerungen (etwa falls die zu scannende Karte klemmt) werden nicht wahrgenommen. Der Scanner liefert dann für die Zeit der Verzögerung immer das gleiche Ergebnis. Der Scan schließt nach Ablauf der Scanzeit, nicht nach Erreichen des Kartenendes.
Der Import in die Software Bizcard Finder ist auch unproblematisch, aber wenig erfolgreich. Der Scan-Vorgang läuft in zwei Schritten ab, eigentlicher Scan und Texterkennung. Die Texterkennung hat keinerlei Problem mit um 90 oder 180 Grad rotiertem Text, aber die Erkennung bereitet doch erhebliche Schwierigkeiten – selbst bei verbreiteten Schriftarten wie Times New Roman. Zudem scheint keine Intelligenz bei der Textfelderkennung integriert. So könnte die Erkennung bei einem Feld, das sie korrekt als E-Mail-Adresse erkannt hat, ja systematisch nach einem @-Zeichen suchen und die Verwendung von Umlauten ausschließen. Leider werden vielfach Mail-Adressen ohne @ und mit Umlauten ‚erkannt‘. Auch eine Interpretation des ‚ß‘ in ‚Straße‘ dürfte eigentlich einer Visitenkarten-OCR nicht passieren – es gibt wenig häufigere Zeichenkombinationen.
Zur Fehlerkorrektur zieht man einfach einen rechteckigen Rahmen um das erneut zu untersuchende Element und klickt im nächsten Schritt das gewünschte Textfeld an. Dies macht jedoch nur Sinn, wenn ein Element nicht oder nicht richtig ins Formular übernommen wurde – und vor allem, wenn ein Element versehentlich als zwei Elemente wahrgenommen wurde. Eine Verbesserung der eigentlichen Texterkennung gibt es nicht. Stehen keine neuen Informationen zur Verfügung, weil das Feld erweitert oder begrenzt wird, reproduziert die OCR ihre eigenen Fehler.
Die Teststatistik bestätigt den Eindruck, dass die Fehlerquote sehr hoch ist: Im Schnitt machte der Hama-Scanner 1,3 Positionsfehler (falsche Zuordnung von Feldern), zweimal wurde sogar der Name nicht richtig zugeordnet. Das seitliche Einzugsverfahren des Scanners produziert zudem schwarze Flecken, die dann (wie Grafiken) als obskure Zeichenfolgen gewertet werden. Diese muss man zusätzlich zu den anderen Fehlern entfernen. In der Statistik des Tests tauchen sie aber nicht auf.
Dennoch waren im Schnitt 7,1 falsche Zeichen pro erfasster Karte festzuhalten – ein deutlich zu hoher Wert, zumal man ja jedes Zeichen einzeln manuell korrigieren muss. Bei einer Karte traten 14 Fehler auf, die der Cardscan Executive fehlerlos gelesen hatte. Grund: Der Text der Karte war parallel zur Schmalseite hin ausgerichtet. Eine andere Karte mit besonders kleiner Schrift produzierte 13 Fehler (Cardscan: sechs Fehler). Es gab keine einzige Karte im Test, auf der der Hama-Scanner alle Zeichen korrekt erkannt hätte.
Kurz, der Hama-Visitenkartenscanner ist zwar angenehm kompakt, erschwinglicher als beispielsweise der Cardscan Executive von Corex und bietet ein gutes Interface zur Positionskorrektur, macht aber viel zu viele nur von Hand korrigierbare Zeichenfehler. Selbst einfach aufgebaute Karten mit einer leicht erkennbaren Schrift wie Arial liest er nicht problemlos. Wer bei sieben Fehlerkorrekturen pro Visitenkarte trotzdem noch hofft, sich gegenüber der Eingabe von Hand Zeit zu sparen, sollte daran denken, dass er jede Telefonnummer noch einmal mit dem Original vergleichen muss.
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