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EU-Verurteilung von Microsoft ist ein großer Fehler

Dasselbe gilt auch für das Abspielen von Medien. Zugegeben, der Media Player ist keine „offene“ Technologie wie TCP/IP oder HTTP, aber das hieße Äpfel mit Apfelkuchen zu vergleichen. HTTP und TCP/IP sind „Low-lewel“-Protokolle, ähnlich wie HTML. Im Gegensatz dazu sind Media Player und Internet Explorer (IE) „High-level“-Technologien. Der Internet Explorer versteht und interpretiert Standard-HTML. Es gibt aber eine Menge von Dingen, die nicht durch den HTML-Standard festgelegt sind, z.B. auf welche Weise man die HTML-Rendering-Funktion wiederverwendet oder erweitert.

Microsoft liefert den High-level-Kitt zwischen den offenen Standards, die sich langsam in dem Maße entwickeln, wie die entsprechenden Anforderungen besser verstanden werden, und den Bedürfnissen von Entwicklern und Verbrauchern, die sich rasend schnell verändern. Dies ist der von Microsoft geschaffene Mehrwert, und dem Unternehmen die Fähigkeit zu beschneiden, diesen anzubieten, zum Beispiel HTML-Rendering oder Media Playing jenseits von wohldefinierten APIs in Windows zu integrieren, zerstört ein Geschäftsmodell, das Milliarden von Anwender für nützlich halten. Dies hat natürlich Konsequenzen für Microsoft, aber es hat auch Auswirkungen auf Entwickler, die nun weniger Standardfunktionalität vorfinden, auf der sie aufbauen können – und auf Verbraucher, denen weniger Anwendungen zur Verfügung stehen, welche die Funktionalität aktueller Technologien nutzen.

Wenn man Microsoft dazu zwingt, ein Betriebssystem anzubieten, bei dem sich jeder die gewünschten Einzelteile herauspicken kann, läuft dies letztlich darauf hinaus, aus Windows eine Art Linux zu machen. Wie US-Richterin Kollar-Kotelly in ihrer damaligen Entscheidung anmerkte, gibt es keine Rechtfertigung dafür, „bestimmte legitime Aspekte von Microsofts Geschäftsmodell und/oder Produktdesign in ein Modell zu konvertieren, das denen von anderen Branchenteilnehmern ähnelt, nur um den Status quo zu ändern.“

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ZDNet.de Redaktion

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