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RealNetworks: Nicht nur Microsoft ist Schuld

Andere Partnerschaften verliefen aus anderen Gründen enttäuschend für RealNetworks. So hörte AOL nach langer Zeit auf, RealNetworks-Produkte für digitale Medien zu verwenden, da man dort eigene Technologien entwickelt hatte. Im Mai 2003 wurde Dolby AAC AOLs bevorzugte Audio-Streaming-Technologie für Online-Radio-Produkte. Später räumte AOL die Möglichkeit ein, dass man nach Beendigung des kartellrechtlichen Verfahrens gegen den Software-Giganten Microsoft-Technologien verwenden könne.

Ein solches Arrangement wäre für RealNetworks besonders schmerzhaft, da hier zentrale Bereiche des eigenen kartellrechtlichen Verfahrens gegen Microsoft berührt wären. Dreh- und Angelpunkt der Klage von RealNetworks ist, dass Microsoft auf der Serverseite des Geschäfts mit digitalen Medien unfair handelte, indem das Unternehmen den Kunden kostenlose Produkte anbot und die betreffende Software im Paket mit seinem marktbeherrschenden Betriebssystem Windows auslieferte. RealNetworks gibt an, dass der Verkauf von Softwarelizenzen im vierten Quartal 2003 25 Prozent seines Gesamtgeschäfts ausgemacht habe, während es im Jahr davor noch 40 Prozent gewesen seien.

Microsofts Gebaren auf dem Markt der digitalen Medien war auch Gegenstand einer von der Real-Klage unabhängigen kartellrechtlichen Untersuchung der Europäischen Union. Die EU hat im März seine Entscheidung bekannt geben.

In stillschweigender Anerkennung der veränderten Marktlage hat RealNetworks 2002 eine neue Version seiner Serversoftware herausgegeben, die den Namen „Helix“ trägt. Der neue Name soll hier den Bruch mit den Produkten der Vergangenheit betonen. Helix unterstützt die meisten verbreiteten Formate für Streaming Media, darunter auch Windows Media. Obwohl RealNetworks bereits Lizenzen für die Verwendung der Formate von Microsoft in seinem Abspielprogramm erworben hat, besaß das Unternehmen keine Windows Media-Lizenzen für seine Server-Technologie. Unbeeindruckt davon fand das Unternehmen einen Weg, den Code von Windows Media zu replizieren und präsentierte seine neue Software lautstark als das erste „universelle“ Streaming-System für das Internet.

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ZDNet.de Redaktion

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