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Outsourcing: „Nur Steuerung und Strategie muss in Deutschland bleiben“

ZDNet: In letzter Zeit war die Rede davon, dass Outsourcing auch Technologietransfer in die Zielländer mit sich bringt. Ist das für Unternehmen ein Thema?

Schäfer: Die Reihenfolge der Kette ist etwas anders. Die großen Anbieter wie beispielsweise IBM oder Accenture bauen zuerst Beziehungen auf, um solche Standorte überhaupt zu qualifizieren. In diesem Zusammenhang findet auch ein Know-how-Transfer statt. Speziell Indien hat ein Know-how aufgebaut, das auf westeuropäischem Standard liegt. Bei anderen Ländern ist es notwendig, Know-how mitzubringen. Ein anderer Aspekt ist in diesem Zusammenhang jedoch interessant: Wenn IT-Prozesse in andere Länder ausgelagert werden, wird dort mit der Zeit ein Know-how aufgebaut oder vertieft, das in der Art und Weise in Deutschland irgendwann nicht mehr vorhanden ist.

ZDNet: Welche Bereiche sollten sich Unternehmen als Kernkompetenz bewahren?

Schäfer: Die einzigen Bereiche, die man ganz klar im Unternehmen behalten muss, sind die Steuerung sowie die Strategie. Dies ist im Markt inzwischen aber auch akzeptiert. Ansonsten gibt es grundsätzlich keinerlei Einschränkungen.

ZDNet: Gibt es Lohnentwicklungen, die ehemals attraktive Standorte für bestimmte Dienstleistungen inzwischen uninteressant machen?

Schäfer: Man muss das Ganze auf der Zeitachse sehen. Vor einigen Jahren hat Irland sehr interessante Investitionsprojekte mit geringer Steuerbelastung angeboten, um die Wirtschaft anzukurbeln. Daraufhin sind dann eine Menge an Service-Center-Einheiten in Irland aufgebaut worden. Ein Grossteil ist heute noch dort. Aber über Irland spricht in Bezug auf Outsourcing heute niemand mehr. Bei den Leuten, die die Qualifikation hatten, in diesen Bereich unterzukommen, hat sich eine deutliche Lohnkostensteigerung ergeben, insofern gibt es heute keinen Trend mehr nach Irland.

Durch die EU-Osterweiterung bekommen wir ein neues Arbeitsfeld in den Nachbarländern. Dort kann man aber in einem Zeitraum von 10 Jahren damit rechnen, dass sich Lohnkostenunterschiede, die heute bestehen, immer mehr nivellieren. Man muss das ganze Thema als etwas sehen, dass nicht immer nur in eine Richtung geht. Der Trend ändert sich und die Unternehmen sind heute flexibler, gerade die amerikanischen Unternehmen. Diese sehen Outsourcing als Teil einer globalisierten Strategie. Diese Unternehmen haben weltweit verschiedene Standorte und nutzen solche Unterschiede im Lohnniveau aus.

Je nach Situation geht der Trend in die eine oder andere Richtung. Im Moment geht das bei uns eher nur in eine Richtung. Sollten sich die Lohnniveaus annähern, sind manche Standorte weniger attraktiv. Wohin gehen dann die Unternehmen? Man muss immer die Frage nach dem Sinn stellen und dabei beachten, dass alle Auslagerungen einen Koordinationsaufwand haben und Risiken gemanaged werden müssen.

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ZDNet.de Redaktion

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