Ratlos in die mobile Zukunft

Was das ganze aber erst richtig pikant macht: Die kollektive Ratlosigkeit führt dazu, dass wenn sich schon Mal ein Trend auftut – die Kamera-Handys waren und sind beispielsweise ein solcher – die Anbieter die Nachfrage noch nicht Mal im Ansatz befriedigen können. Offenkundig wurden sie von den Ansprüchen der Kunden kalt erwischt. Wie schwierig ist es, muss man sich fragen, die Interessen von 15-Jährigen auszuloten? Denn, sein wir ehrlich, die sind es, die die Profite in die Branche spülen, nicht die Geschäftskunden. Dabei hatte man doch schon Ende der 90er Jahre glatt übersehen, dass besagte Zielgruppe eine Vorliebe für SMS aufweist. So wie man im vergangenen Jahr übersehen hat, dass dieselbe Zielgruppe Fotos von der gerade besuchten ‚megageilen Party‘ an die (wegen überzogenen Telefonrechnungen) unter Hausarrest stehenden Freunde senden wollen.

Oder ist die Lage eine ganz andere: War’s das vielleicht schon mit der mobilen Revolution? Offenbar glauben das viele Führungskräfte, stellvertretend erklärte Klaus-Peter Scheer, Manager Consultant bei der Meta Group: „Wir befinden uns bereits in der Marktsättigung.“ Es besteht demnach also gar keine Nachfrage mehr nach neuen Lösungen. Wo keine kaufbereite Kundschaft, so offenbar die Meinung, da braucht’s auch keine Visionen. Ach ja? Nach wie vor warten wir auf die Handys für Senioren, gerüchteweise eine stetig wachsende Zielgruppe. Ein Handy mit großem Bildschirm, simpelster Software und einigen wenigen Riesen-Bedienknöpfen. Man könnte meinen, es würde sich dadurch ein neuer Markt erschließen. So jedenfalls hieß es doch noch vor wenigen Jahren. Offenbar sind die Consultants mittlerweile aber anderer Meinung. Ob das dieselben Berater sind, die den Boom der Foto-Handys verpasst haben? Oder die dafür votiert haben, Milliarden für UMTS-Lizenzen auszugeben?

Was bleibt ist das Bild einer Branche, die wortgewaltig im Nebel stochert. Mal hier einen Stein mit der Aufschrift GPRS ins Unbekannte werfen, mal dort ein Senkblei mit dem Titel MMS in die trüben Fluten ablassen, und wenn das alles nicht hilft, schießen wir einen Brandpfeil mit WLAN auf dem Schaft in den grauen Himmel. OK möchte man sagen, ihr habt keine Ahnung, wo sich das Land befindet. (Wir als Nutzer und Kommunikatoren ja auch nicht.) Aber müsst ihr uns das immer so lautstark mitteilen? Und dazu noch so tun, als hättet ihr einen Plan, obwohl offenkundig das Gegenteil der Fall ist?

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ZDNet.de Redaktion

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