Im Rahmen der Vorstellung eines Pilotprojektes namens Mobile University der Universität Frankfurt präsentierten die Unternehmen Cisco, IBM, Intel und T-Mobile ihre „Visionen“ der „mobilen Zukunft“, oder genauer, der „Mobile Future“. Auf Englisch hört es sich nämlich gleich viel besser an, wenn man wirklich gar nichts Neues von der Zukunft zu berichten weiß. Dabei wäre zurzeit nichts wichtiger als die eine oder andere echte Vision.
„Heute sind vor allem noch Notebooks an das WLAN angebunden, bald aber werden es PDAs sein – es wird ja viel mehr mobile Endgeräte geben als wir uns das heute vorstellen können, die sich selbstständig in das jeweils am günstigsten zur Verfügung stehende Netz ein. Der Kunde zahlt dann erst am Tagesende, egal in welches Netz er sich eingewählt hat.“ Nein, dass ist keiner Telekommunikations-Werbebroschüre von 1999 entnommen. Das ist die ‚jüngste‘ Vision von Martin Witt, Executive Vice President WLAN von T-Mobile International. Das war’s übrigens auch schon, mehr ist da nicht. „Es wird mehr mobile Endgeräte als heute geben“, zeigte sich Witt und die nachfolgenden Redner überzeugt. Interessant. Wozu die gebraucht werden, wer die brauchen soll und was das ganze kosten wird, das verrät uns niemand aus der Branche. Dass neuste Studien einen Rückgang des Konsums bei PDAs belegen kommt erschwerend hinzu. PDAs sind als Vision wohl nur bedingt brauchbar.
Hannes Schwaderer, Geschäftsführer von Intel Deutschland, brachte es auf derselben Veranstaltung gleich doppelt auf den Punkt. „Ich fasse jetzt den Vortrag meines Vorredners (i.e. Witt) in einer Grafik zusammen“, erklärte der Manager und traf damit den Nagel auf den Kopf: Die Vision der gesamten TK-Branche passt auf eine Powerpoint-Seite. Zum anderen erklärte er die Diffusion von neuen Techniken – angefangen beim Telefon, weiter mit Computern und zuletzt dem Internet – als so genannte Tipping-Points. An einem solchen Tipping-Point verbreite sich eine neue Technik explosionsartig. „Wir glauben schon seit fünf Jahren, in Sachen mobiler Datenkommunikation an einem Tipping-Point zu stehen“, so Schwaderer. Anders gesprochen: Seit fünf Jahren ist den Managern der Branche nichts Neues mehr eingefallen, heute noch hängt man den Visionen von 1999 hinterher. Schwaderer will man das vielleicht noch nachsehen: sein Business sind in erster Linie Prozessoren, und da wird die Marschrichtung von Moores Law vorgegeben. Aber auch in dieser Branche tut sich ein Abgrund auf, der dem der TK-Industrie ähnelt: Für die schöne neue Rechen-Power hat niemand die passende Anwendung. Hier wie dort fehlt die Killer-Applikation.
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