Hansjörg Siber, bei der Capgemini Deutschland GmbH verantwortlich für Business Process Outsourcing in Zentraleuropa, kennt die Problematik aus der Praxis – das französische Consulting-Haus hat im Rahmen seiner Nearshore-Aktivitäten in Krakau eine Niederlassung eröffnet. Polnische Kollegen erledigen dort unter anderem die Buchhaltungsarbeiten für einen amerikanischen Konzern. Der Capgemini-Manager: „Die jungen Kollegen sind überaus qualifiziert, sprachbegabt und sehr westlich orientiert.“ Viele von ihnen würden deshalb nach dem Studium in irgendeinem westeuropäischen Land – seien es die Niederlande, Schweden oder Frankreich – arbeiten. Dementsprechend finde Capgemini für nahezu jedes ausländische Projekt einen polnischen Computerexperten, der zusätzlich zu seiner Muttersprache und Englisch noch eine zweite Fremdsprache spricht. Noch einen Vorteil sieht Siber: Osteuropäische IT-Profis sind den Deutschen von den Mentalität her näher als IT-Profis aus Indien oder China.
Der Outsourcing-Experte ist zwar überzeugt, dass die Verlagerung von Arbeit in den Osten zunehmen wird, – glaubt aber nicht an den umgekehrten Weg: „Polnische Computerprofis arbeiten zwar gerne bei einer deutschen Firma, weil sie dort besser verdienen – wohnen wollen sie aber in ihrem Land.“ Für Siber gehören die Zeiten, in denen die Menschen und nicht die Arbeit transportiert wurde, sowieso ein für allemal der Vergangenheit an: „In Zeiten von Telearbeit und virtuellen Teams wird die Frage nach dem Arbeitsplatz doch immer unwichtiger.“
Die Ängste der hiesigen IT-Profis bekommt Lukas Benedikt, Geschäftsführer des Softwarehauses West Ost Connection s.r.o. in Bratislava, bei seinen Kundenbesuchen in Deutschland hautnah zu spüren: „Dass die Osterweiterung so viel Schrecken verbreitet, hätte ich nicht gedacht. Dabei ist die Gefahr besonders für deutsche IT-Profis gleich Null.“ Die Greencard-Regelung hätten ja auch nur ein paar hundert Osteuropäer genutzt, um in Deutschland zu arbeiten. Der slowakische Geschäftsführer: „Eine Reihe dieser Computerprofis ist mittlerweile sogar zurückgekehrt.“ So würden in seinem Softwarehaus drei neue Programmierer arbeiten, die bis jetzt in Deutschland tätig waren. Benedict: „In Deutschland gibt es immer weniger Jobs und in den osteuropäischen Ländern sind die Konditionen attraktiver geworden. Wir hoffen auf den Aufschwung.“
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