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Innovationsmotor Mittelstand

Die AS/400 ist eine deutsche Erfindung, das hiesige ISDN-Netz gehört zu den ersten flächendeckend verlegten Breitbandverbindungen, der Handy-Markt wird von Europäern dominiert. Niemand unterstützt den Erfolg von Linux und Open-Source-Techniken so sehr wie die immer als technikfeindlich gescholtenen europäischen Regierungen (außer vielleicht China). Suse war weltweit die Nummer zwei unter den Linux-Distributoren, bevor das Unternehmen von Novell gekauft wurde.

Am Beispiel betriebswirtschaftlicher Software lässt sich am besten aufzeigen, dass der Vorwurf der Innovationsfeindlichkeit nicht nur falsch ist, sondern vor allem an den Bedingungen des europäischen und insbesondere des deutschen Marktes vorbeigeht. Es macht wenig Sinn die Umsätze von US-Großkonzernen IBM, HP, Sun oder Microsoft an denen von SAP und Siemens zu messen, wenn man sich in einem vor allem mittelständisch geprägten Markt bewegt. Aber auch weltweit ist der Markt zersplittert. So dominierte die SAP das Geschäft 2002 mit rund 21 Prozent. Oracle und Peoplesoft folgen abgeschlagen mit 7 und 6,5 Prozent Marktanteil. Nach einer Umfrage des Dienstleisters Trovarit kommt bei deutschen Unternehmen bis zu 500 Mitarbeitern kein Anbieter über 7,5 Prozent.

ERP-Software aus den USA ist diesseits des großen Teiches traditionell schwer zu etablieren. Sie kommt oft unreif auf den Markt und die regionalen Gepflogenheiten wurden meist nur lieblos angepasst. Zu den Ausnahmen zählt der US-Anbieter J. D. Edwards, der sich in der Welt der AS/400-Gemeinde einen gewissen Namen erarbeiten konnte. Das Unternehmen wird inzwischen von Peoplesoft geschluckt, der Nummer drei am Weltmarkt, die aber hier fast so schwer tut Fuß zu fassen wie die Nummer zwei Oracle. PC-Anbieter Great Plains ist wie viele andere US-Anbieter kläglich an den hiesigen Qualitätsansprüchen gescheitert.

Die schwierigen Zeiten sind jedoch auch am vielfältigen deutschen ERP-Markt nicht spurlos vorübergegangen. Seit Jahren findet ein Konzentrationsprozess statt, den nicht zuletzt US-Konzerne nutzen. Auf PC-Ebene bleiben die Europäer allerdings weitgehend unter sich. Die Software von Karl-Heinz Killeit (KHK) ist an den britischen Konzern Sage gegangen, andere Anbieter sind von der holländischen Exact-Gruppe aufgekauft worden.

Auf gehobener Ebene haben allerdings die Amerikaner zugeschlagen. So sind viele Anbieter rund um IBMs Midrange-Systeme /36, /38 und AS/400 (heute iSeries) an den US-Konzern Agilys gefallen. Der einstige SAP-Herausforderer Baan (aus den Niederlanden) gehört seit Jahren der ebenfalls amerikanischen SSA. Die dänische Softwareschmiede Navision wurde von Microsoft verschlungen.

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ZDNet.de Redaktion

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