Push-to-Talk: Gruppenruf mit dem Handy

Von solchen Zahlen können die europäischen Betreiber, die allesamt GSM-Netze betreiben, nur träumen. Bisher gibt es noch kein einziges GSM-basiertes PoC-System im kommerziellen Betrieb. Und: Aus dem großen Erfolg in USA darf man nicht automatisch auf einen ebensolchen in Europa schließen. Dazu sind die Voraussetzungen zu unterschiedlich. Grund 1: In den USA sind Walkie Talkies relativ weit verbreitet. Die Anwender kennen also bereits den Gruppenrufdienst. Grund 2: In Europa muss PoC vor allem im Jugendmarkt gegen die beliebten SMS-Nachrichten bestehen, die man ebenfalls an mehrere Empfänger senden kann.

Trotzdem geben sich die Hersteller sehr optimistisch, dass PoC auch in den GSM-Netzen seine Fangemeinde finden wird. Schließlich spricht eine breit gefächerte Zielgruppe für ein große Marktchance. Freunde können per Gruppenruf Verabredungen und Familien schnelle Absprachen treffen. Sportgruppen organisieren im Gelände das Training. Aber auch im Geschäftsumfeld gibt es für PoC Einsatzfelder. So stellt der Gruppenruf für Taxiunternehmen oder Kurierdienste eine preiswerte Alternative für ihre bis jetzt eingesetzten analogen Funksysteme. Ebenso finden sich Anwendungen in der Baustellenkommunikation oder im Flottenmanagement. Auch die Kommunikation auf dem Firmengelände kann PoC vereinfachen oder ganz übernehmen.

PoC-Spezifikationen: Zwei Wege, ein Ziel

Doch auf dem Weg zum Start von PoC in den GSM-Netzen stehen noch einige Hürden. Da die US-amerikanischen Betreiber den Gruppenruf auf proprietären Systemen anbieten, müssen die Hersteller von GSM-Netzwerkkomponenten erst einmal die Standardisierung von PoC vorantreiben, um eine herstellerübergreifende Kompatibilität sicherzustellen. „Nur mit einer umfassenden Interoperabilität können wir das vielversprechende Potenzial von PoC nutzen“, betont Lothar Pauly, COO bei Siemens mobile. So war es eigentlich logisch, dass sich im Februar 2003 Ericsson, Motorola, Nokia und Siemens mobile zu einer Technologiepartnerschaft zusammenschlossen. Resultat der Zusammenarbeit: Im Herbst 2003 reichten die Hersteller bei der Open Mobile Alliance (OMA) einen ersten Vorschlag für die PoC-Spezifikationen ein, der die wichtigsten Schnittstellen zwischen Client und Server festlegt. Gegenwärtig befasst sich das Industriekonsortium mit einem zweiten Release, das ebenfalls bei der OMA eingereicht werden soll. Darin sollen unter anderem die Spezifikationen für eine Interoperabilität zwischen verschiedenen Betreibern oder für die Einbindung eines Presence-Servers, der die Verfügbarkeit von Gruppenmitgliedern anzeigt, festgelegt werden. Die offizielle Verabschiedung der PoC-Spezifikationen möchte die OMA spätestens Ende des Jahres vornehmen.

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ZDNet.de Redaktion

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