Wildwuchs bestimmt die RFID-Welt der Autokonzerne

ZDNet: Kommt es vor, dass ein und der selbe Autobauer verschiedene RFID-Systeme von verschiedenen Anbietern im Einsatz hat?

Ischebeck: Ganz klar ja. Es hängt ja immer davon ab, ob der Zulieferer das selbe System einsetzt. Wir wissen, dass die Zulieferer auch anfangen zu Taggen, so etwa bei Kabelbäumen oder bestimmten anderen Zulieferteilen. Der BMW-Konzern ist beispielsweise ein Vorreiter der RFID-Technologie, VW war mal ein Vorreiter, ist aber momentan in eine gewisse Starre verfallen.

ZDNet: Das hört sich nach einem ziemlichen Wildwuchs an.

Ischebeck: Das ist ein Wildwuchs, weil Sie es mit Inseln zu tun haben. Jede Insel nutzt eine andere Fertigungstechnik. Das ist aber bei uns bei Infineon auch nicht anders: Sie haben es mit verschiedenen eigenständigen Einheiten zu tun, und erst wenn Sie diese verbinden, brauchen Sie die Durchgängigkeit. Man könnte vermuten, dass man Geld sparen könnte, wenn man das komplett erschlägt, aber da muss man vorsichtig sein: Es gibt ja nicht DIE RFID-Technologie, die in jedem Bereich zum Einsatz kommen kann. Der Bereich Interieur ist beispielsweise einfacher zu taggen als etwa ein Motorblock.

ZDNet: Versucht die Industrie nicht, gewisse Standards zu setzen?

Ischebeck: Wenn man sich die Lage betrachtet, gerade wenn es um Bar Code-Tagging oder um Kennzeichnung im industriellen Umfeld geht, muss man sagen: nein. Da gibt es die unterschiedlichsten Systeme. Infineon alleine verwendet vier bis fünf unterschiedliche Bar Codes. In der Automobilindustrie ist es dasselbe. Es gibt keine Standardisierung.

ZDNet: Ist das nicht schlecht fürs Geschäft? In anderen Bereichen der IT bemüht man sich ja teils krampfhaft um Standards.

Ischebeck: Es ist eigentlich gut fürs Geschäft. RFID ist keine Software sondern eine Hardware. Man bringt reelle Umgebungsparameter in eine Software-Welt hinein. In der Software-Welt können Sie alles machen, abhängig von Ihrem Aufwand. In einer reellen Welt gehen manche Dinge einfach physikalisch nicht, da können Sie soviel Aufwand reinstecken wie Sie wollen. Da können Sie soviel wünschen wie Sie wollen, ein fünf Cent-Tag wird auf 300 Meter nicht erkannt werden, das geht einfach nicht. Das ist vielleicht in 100 oder 20 Jahren machbar, aber heute geht das einfach nicht. Egal wie viele Leute Sie da drauf ansetzen. Weil wir es also mit solchen reellen Problemen zu tun haben, ist Wildwuchs normal. Es wird sich irgendwann einmal ein Mainstream herausbilden, es wird aber auch weiterhin eine Vielzahl an Nischen geben.

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ZDNet.de Redaktion

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