Seit gut zwei Jahrzehnten ist Sun Microsystems auf dem Markt für leistungsstarke Workstations und Server präsent, doch die veränderten Bedingungen von Markt und Wettbewerb bringen das bisherige Geschäftsmodell ins Wanken. Seit 2002 schreibt der Konzern rote Zahlen. Das Geschäft mit der Hardware ist kaum noch profitabel und bei den Betriebssystemen abseits von Microsoft setzt sich Linux durch. Bleibt noch Java als das Kronjuwel des Hauses, ein leistungsfähiger und dabei portabler Interpreter für Anwendungen.
Unter dem neuen Chief Operating Officer (COO) Jonathan Schwartz konzentriert sich Sun auf netzorientierte Geschäftsmodelle. Schwartz erwartet, dass in wenigen Jahren die Kunden nicht mehr für Hardware bezahlen werden. Sun sieht darum die eigene Zukunft vor allem in sogenannten Abo-Modellen. Firmen könnten sich Speicherplatz auf Storagesystemen für wenige Dollar pro Monat und Gigabyte mieten. Sun dehnt dieses Geschäftsmodell dabei auch auf die Software aus: So wird das Sun Java Enterprise System auch für Behörden und öffentlichen Einrichtungen für Preise zwischen 0,33 und 1,95 Dollar pro Jahr und verwaltetem Bürger zur Verfügung gestellt.
Insider der Branche für Informationstechnik und Telekommunikation (ITK) sehen diese Entwicklung bei Speicherkapazität, Rechenleistung und Software-Nutzung als folgerichtigen Schritt, der dem Trend von Outsourcing- und Managed Services-Modellen bei Personal und Geschäftsprozessen folgt. Für Udo Nadolski, Geschäftsführer der Düsseldorfer Beratungsfirma Harvey Nash, ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten für ein intelligentes IT-Management: „Zwar wurde die Ablösung der lokalen Rechner durch Netzwerk-Clients und damit der Durchbruch von rein netzorientierten IT-Systemen schon öfter prognostiziert, aber bisher waren diese Visionen reine Modelle für die IT. Erst im Kontext von Geschäftsmodellen, die auch Inhalte, Prozessabläufe und Unternehmensfunktionen als Gegenstand von externen Dienstleistungen betrachten, kommen die neuen Ansätze von Sun richtig zum tragen.“
Nadolski erwartet mit Abo-Modellen bei Softwarelizenzen auch für kundenspezifische Anwendungen einen weiteren Schub für Managed Services-Verträge. „Gerade die Abrechnung je verwaltetem Datensatz, wie sie von Sun für das Java Enterprise System angekündigt wurde, kommt der exakten Anpassung der Kosten an der operativen Auslastung des Anwenders optimal entgegen“, so die Einschätzung des Harvey Nash-Chefs.
Auch bei der Wokstation und Server-Hardware macht Sun einen strategischen Schwenk. In Zukunft soll die Entwicklung von Modellreihen gemeinsam mit dem Chip-Spezialisten Fujitsu erfolgen und selbst den Code des Betriebssystems Solaris will Sun offenlegen. „Die Produktion leistungsfähiger Server ist wie die PC-Herstellung im Grunde heute nur noch Einkauf und Zusammenbau von Bauteilen. Ob sich das Hardwaregeschäft rechnet oder nicht, darüber entscheiden Einkaufskonditionen. Viel wichtiger ist der Service, besonders auch für die systemnahe Software“, bewertet Michael Müller, Geschäftsführer der Neusser Firma a & o aftersales und onsite services, die neue Strategie von Sun.
Das frei verfügbare Betriebssystem Linux, das im Grunde einen ähnlichen Aufbau wie Suns Solaris hat, habe fast alle UNIX-Typen auf Workstations und Servern zurückgedrängt. „Nicht nur die Anschaffungskosten, sondern auch der Support ist bei der freien Software kostengünstiger. Klassische Kaufmodelle für Software mit geschütztem Code lassen sich nur noch vom Marktführer verfolgen“, führt Müller aus. Ob man tatsächlich einmal die Server-Hardware „verschenken“ würde, wie es zur Zeit in der Öffentlichkeit diskutiert werde, hält Müller nicht für den entscheidenden Punkt. Bei Service-Modellen sei schon lange klar, dass die Anschaffungskosten für Hardware häufig gar nicht den wirklich relevanten Kostenblock darstellen. Angebote für Managed Services würden dem ohnehin Rechnung tragen und mit nutzungs- und serviceorientierten Preissystemen arbeiten.
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