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SAP und Microsoft: Neue Marktmacht ohne Trauschein

Also: Treffen sich SAP und Microsoft nur aus Jux und Dollerei? Wohl kaum: Das Feld ist offen für Spekulationen. Was wäre, wenn der Deal geklappt hätte? Warum ist er tatsächlich gescheitert? Und welche Auswirkungen hat die gescheiterte Hochzeit unter Giganten für den Software-Markt?

Zunächst einmal wäre das größte Software-Unternehmen der Welt entstanden mit Marktanteilen bei Office-Lösungen von über 90 Prozent und rund 65 Prozent bei betriebswirtschaftlichen Anwendungen. SAP hätte mit seinen Produkten besser in den Mittelstand vorstoßen können und Microsoft in die Oberklasse – Zielmärkte in denen sich beide Unternehmen seit Jahren versuchen und nachweislich schwer tun.

Durch die Fusion mit SAP hätte Microsoft sein Know-how im Bereich Anwendungssoftware massiv ausbauen können. Dieser Markt verspricht Zuwachsraten, die die Redmonder mit ihren klassischen Umsatzträgern wie Office- und Entwicklungsprodukte nicht mehr erreichen können. Um das Segment der betriebswirtschaftlichen Lösungen zu besetzen, hatte das Softwarehaus in der Vergangenheit bereits eine Reihe von Anbietern gekauft etwa Navision (inklusive Daamgard), Great Plains und Apertum. Bis 2007 soll dann ein eigenes, völlig neues Produkt entstehen, das ab 2012 die heutigen Systeme komplett ablösen soll.

Bei allem Engagement von Microsoft: Die ERP-Sparte läuft nicht so wie sie soll. Der Markt und auch die Implementierungspartner, auf die Microsoft zur Veredlung der ERP-Basissoftware und Installation der Produkte im Mittelstand dringend angewiesen ist, sind verunsichert: Welches Produkt sollen sie heute verkaufen beziehungsweise kaufen? Schließlich ist die Halbwertzeit für ERP-Systeme im Mittelststand gut und gerne 10 Jahre. Das heißt für Unternehmen, die sich heute entscheiden müssen und nicht sofort wieder einen Wechsel oder eine Migration einplanen möchten: Sie kaufen entweder Software, an der nur noch mit halber Kraft gearbeitet wird oder sie warten, bis das Neue rauskommt. Doch das kann lange dauern.

Trotz aller Produktkäufe und Marketing-Anstrengungen, ist Microsoft der große Erfolg in dem Segment ERP-Software bislang daher ausgeblieben. Die geplanten Umsätze wurden nicht erreicht und der Bereich vor wenigen Tagen kurzerhand umstrukturiert, so dass Ballmer ein besseres Auge darauf haben kann.

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ZDNet.de Redaktion

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