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Red Hat: „Der Markt verlangt nach einem Open Source-Java“

ZDNet: Wir konfrontieren Sie Mal mit einer These, mit der wir schon seit Monaten hausieren gehen: ‚Wer den Consumer-Desktop nicht besetzen kann, muss den Weg von Unix gehen: Schnelles Wachstum im Server-Bereich, danach ein Verdrängt-werden durch ein anderes Alternativ-Betriebssystem.‘ Anders ausgedrückt: ‚Nur eine Basis im Consumer-Bereich sichert ein langfristiges Überleben.‘

Knoblich: Der Consumer-Markt ist langfristig mit Sicherheit sehr wichtig. Die Frage ist: muss es heute sein, oder muss der Consumer-Bereich erst in ein, zwei oder drei Jahren angegangen werden? Es ist sicherlich wichtig, überhaupt ein Angebot machen zu können, so ist ja auch Microsoft groß geworden: Die Leute wollen in der Firma einsetzen, was sie auch zu hause nutzen. Heute ist die Interoperabilität zwischen Linux- und Windows-Applikationen noch zu gering ausgeprägt. Läge die heute schon bei 100 Prozent, dann würde es keine Rolle spielen, welches Betriebssystem von den Anwendern zuhause genutzt wird. Da sie aber noch nicht mal bei 90 Prozent liegt, erübrigt sich das aktuell.

Wir stellen uns unter diesem Gesichtspunkt aber schon die Frage: Welche Kundengruppe stellt Ihren Desktop als erstes um? Das sind Kunden, die sehr stark ASP-Anwendungen nutzen. Ob sie die Anwendung im Internet Explorer oder in Mozilla laufen lassen, macht ja kaum einen Unterschied. Das ist also relativ leicht umzustellen. Diejenigen aber, die noch 20, 30 oder 100 unterschiedliche Fat Client-Applikationen auf ihrem Windows-PC laufen haben, stehen am Ende der Schlange. So ist das auch mit dem Consumer-Bereich zu sehen: Der Markt wir irgendwann angegangen werden, aktuell ist es aber nicht unser primärer Fokus. Ihre These erscheint mir aber plausibel.

ZDNet: Vor einem Jahr teilten Sie uns erstmals Ihre Middleware- beziehungsweise Systems Management-Strategie mit. Wie weit ist das gediehen?

» Der Consumer-Markt ist mit Sicherheit sehr wichtig. Die Frage ist: muss es heute sein, oder muss der Consumer-Bereich erst in ein, zwei oder drei Jahren angegangen werden? «

Knoblich: Für uns gibt es drei strategische Hauptthemen: Zum einen die Systems Managability, die in Richtung System Management zielt. Vor ein paar Monaten haben wir dazu das Network Provisioning Module veröffentlicht, das zum Management des kompletten Life Cycles einer Linux-Infrastruktur herangezogen wird. Das existiert also bereits heute und wird in Zukunft noch ausgebaut. Nummer zwei ist der Bereich Security, da arbeiten wir mit Vehemenz an SELinux (Security Enhanced Linux). Die neuste Version wird Bestandteil von Red Hat Enterprise Linux Version 4 sein, das Anfang nächsten Jahres frei gegeben wird. Da hat die National Security Agency (NSA) in den USA stark mit der Open Source-Gemeinde zusammengearbeitet. Drittens das Thema Virtualisierung, gerade von Storage. Beispielsweise haben wir Ende vergangenen Jahres Sistina übernommen und damit Rechte an Software für die Storage-Infrastruktur erworben, welche die Basis für den unternehmensweiten Einsatz von Speicherlösungen mit parallelem Datenzugriff bietet. Diese Technologie machen wir jetzt unter der General Public License (GPL) verfügbar und stellen damit unsere Investitionen der Community zur Verfügung.

ZDNet: Und woran arbeiten Sie ganz aktuell? Was ist in den kommenden Monaten an neuen Produkten zu erwarten?

Knoblich: Mit Sicherheit wird im Sommer ein neuer Application Server kommen. Hier wird das Jonas-Projekt eine große Rolle spielen. Die Frage ist nur, ob eine Developer Suite integriert sein wird, oder ob wir sie parallel dazu veröffentlichen. Der Grund ist, dass sie ein Teil des Eclipse-Projektes ist. Dazu werden Sie in naher Zukunft eine Ankündigung erhalten. Grundsätzlich geht es uns darum, die Open Source-Architektur für den Unternehmenseinsatz weiter umzusetzen. Die Open Source-Architektur zielt darauf ab, den möglichst weit gehenden Einsatz von Open Source Software ebenso zu sichern wie eine umfangreiche Nutzung von, beziehungsweise Interoperabilität mit proprietären Applikationen, so dass die Anwender die größtmögliche Wahlfreiheit erhalten. Den nächsten ganz großen Schritt werden wir mit der Veröffentlichung von Red Hat Enterprise Linux 4 Anfang 2005 vollziehen.

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ZDNet.de Redaktion

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