Vor einem Jahr haben sich die Analysten einen Sport daraus gemacht, Suns Untergang vorherzusagen. Doch schon damals reagierte Firmenchef Scott McNealy auf Akquisitions-, Aufsplittungs- und Rücktrittsforderungen mit neuen Visionen. Die Neupaketierung – vor allem die revolutionär einfache Preisgestaltung der Softwarepakete in Java Enterprise System (JES) und Java Desktop System (JDS) – wurde rasch als Marketing-Gag abgetan. Zwar sind die Marktbeobachter immer noch skeptisch, anerkennen aber immerhin, dass ein Preismodell nach Zahl der Mitarbeiter den Unternehmen entgegenkommt und so einfach kalkulierbar ist, wie die zwei Cent jährlich pro Megabyte Speicher für Suns Speichersysteme.
Zudem wird langsam das System hinter diesen überraschenden Modellen sichtbar. Suns Chief Operating Officer Jonathan Schwartz, ein Software-Mann, hat sich in Shanghai einen Spaß daraus gemacht, zu erzählen, man könne die Hardware als Dreingabe zur Software verschenken und sich dennoch als Technologie-Anbieter, als Workstation-Spezialist positionieren. Dahinter steckt ein Dienstleistungsmodell, dem die Konkurrenten – außer IBM – nur schwer folgen können. Wenn Technologie als Abonnement angeboten wird, verdient der Dienstleister nicht an der Soft-, Middle- oder Hardware, sondern daran, den Kunden die technologischen Sorgen vom Halse zu halten. Gerade Suns Hauptklientel und größten Sorgenkinder, die Telcos dieser Welt sind aus dem Leitungsgeschäft mit derartigen Subskriptionsmodellen vertraut und attraktiv. Dazu passt auch, dass das Unix-Betriebssystem Solaris im Sourcecode freigegeben werden soll, vermutlich nach einem ähnlichen Verfahren wie Java. Danach bliebe Solaris so lange offen und kostenfrei, bis man damit versucht Geld zu verdienen.
Damit solche Konzepte aufgehen können, muss das Unternehmen jedoch weiterhin zu den Großen und Innovativen der Branche gehören. Doch das Vertrauen in Suns Zukunft ist bei allen Bekenntnissen zur Innovation und trotz des hohen Entwicklungsbudgets massiv erschüttert worden. An dieser Stelle kommt der Deal mit Fujitsu ins Spiel.
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Tatsächlich hatten weder Sun noch Fujitsu etwas davon, sich bei fallenden Preisen und steigenden Entwicklungskosten mit Sparc-Architekturen Konkurrenz zu machen. Von einer Ausweitung der seit 20 Jahren existierenden Zusammenarbeit aber profitieren beide. Die Zusammenlegung der Sparc-Server-Entwicklung zu einer, genauer zwei Produktlinien, bis 2006 unter der etwas langweiligen Code-Bezeichnung Advanced Product Line (APL) spart beiden viel Geld: 300 bis 400 Millionen Dollar, wie die New Yorker Bernstein Investment Research and Management errechnet hat. Dennoch braucht die Forschungsqualität nicht darunter leiden. Im Gegenteil, sagt Suns Frederick Kohout, Vice President Marketing für Europa, Nahost und Afrika: „Wir machen Ressourcen für unser radikales Chip-Multithreading (CMT) frei und überlassen Fujitsu die eher konventionelleren Konzepte für symmetrisches Multiprocessing (SMP).“ In der Tat soll die APL-Entwicklung im Wesentlichen auf Fujitsus Prozessorgeneration Sparc64-VI beruhen und daher auch unter Federführung der Japaner geschehen.
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