Pioniere in der Luft I: WLAN bekommt Flügel

18:20 Uhr

Ich zweifle an meinem Computer.

18:21 Uhr

Ich zweifle an meinem Verstand.

18:23 Uhr

Ein Techniker gibt mir den Tipp, den Zugangscode nicht einzugeben. Das funktioniert. Ich werde weitergeleitet. Interessante Vorgehensweise. Kein normaler Mensch kann das kapieren! Mein britischer Sitznachbar kommentiert „I cannot understand German – but this is not ‚logisch‘!“ Der Knabe ist auch Journalist, will sich aber den Online-im-Flugzeug-Stress nicht antun und beobachtet stattdessen schmunzelnd die Show.

18:27 Uhr

Mein britischer Sitznachbar fleht mich an: „Tell me that it works – I cannot stand it any longer“.

18:38 Uhr

Ich bin drin! Was für eine Erleichterung. Das Problem lag einzig und alleine daran, dass alle Welt aufgefordert wird, einen vorher vom Personal ausgegebenen Code einzugeben. Tut man das, hat man verloren. Nutzer nach mir werden vermutlich nur selten einen solchen Code erhalten, denn er berechtigt zum kostenlosen Surfen. Insofern haben sie gute Chancen, das Anmelde-Prozedere schneller hinzubekommen.

Kollege Wearden empfiehlt mir, sofort auf Gin umzusteigen.

18:55 Uhr

Über den Instant Messenger chatte ich mich mit den Redaktionskollegen in London – irgendjemand soll schließlich meine Pioniertaten mitbekommen! Kollege Wearden empfiehlt mir, die Business-Klasse voll auszunutzen und sofort auf Gin umzusteigen. Ich glaube, das überlege ich mir lieber noch einmal.

18:57 Uhr

Turbulenzen schütten mir Kaffee auf die Tastatur.

18:58 Uhr

Ich bearbeite wieder meine Beiträge. Schicke die erste Mail an die Redaktion. Die Geschwindigkeit liegt gefühlsmäßig zwischen ISDN und DSL. Bislang keine Ausfälle.

19:17 Uhr

Alle außer den Journalisten (wiederum mit Ausnahme meines britischen Sitznachbarn) begeben sich in horizontale Lagen und gucken Filme. Himmel, ich wusste nicht wieviel Platz man in der Business Class hat. Mein britischer Sitznachbar lässt sich gerade den Rücken massieren. Und die Füße.

19:21 Uhr

Eine der Stewardessen sieht aus wie eine ehemalige Freundin von mir. Vielleicht sollte ich… ich arbeite weiter an meinen News für morgen.

19:37 Uhr

Mir wird vom Schreiben während Turbulenzen über Jekaterinburg schlecht. Warum nur habe ich den Fisch gegessen?