KOMMENTAR: Oracle-Chef Larry Ellison soll in den vergangenen drei Jahren 746,7 Millionen Dollar an Gehalt eingestrichen haben. Deutsche Top-Manager können da nur voller Neid erblassen. Die Führungsriege der Dax-Unternehmen verdient im Schnitt etwas mehr als eine Million Euro pro Jahr – hat sich dafür allerdings in aller Regel eine unerwartete Kündigung versilbern und die Rente absichern lassen. Im europäischen Vergleich liegt sie damit im Mittelfeld, braucht sich also weder zu beklagen noch sich der übermäßigen Gier bezichtigen lassen.
Aber auch in den USA sind Traumgehälter wie das von Ellison die Ausnahme – wenn ein CEO oder Vorstand dort auch im Schnitt das Zehnfache seines deutschen Kollegen erhält. Irgendwie scheint es da verständlich, wenn gerade international agierende Konzerne ihre Management-Gehälter an allen Standorten angleichen wollen. Gleiches Geld für gleiche Arbeit, das fordert sonst immer der Betriebsrat – zu Recht.
Unabhängig vom Arbeitsrecht: Wenn ein Manager so viel verdienen möchte wie sein Kollege, ist das nicht viel anders als bei Müllfahrern oder Bahnangestellten. Wer bereit ist auf Geld zu verzichten, senkt in den Augen der Kollegen und der Chefs den eigenen Wert. Das ist zutiefst unprofessionell – insbesondere für Manager, zu deren Job es gehört, Geld für das Unternehmen ranzukarren. Ein Manager, der nicht einmal für sich gierig ist, wird es auch nicht für das Unternehmen sein. Diese Regel lässt sich innerhalb eines auf Wettbewerb ausgerichteten Gesellschaftssystems, vulgo Kapitalismus, kaum außer Kraft setzen.
Nur ganz große Geister, oder Menschen, die es nicht mehr nötig haben auf Kleinlichkeiten wie berufliches Renommee Rücksicht zu nehmen, gönnen sich daher Bescheidenheit. So hat Microsoft-Gründer Bill Gates im vergangenen Jahr inklusive Bonus „nur“ rund 865 Millionen Dollar erhalten. Aktienoptionen haben weder er noch sein CEO Steve Ballmer erhalten, der auf nahezu dasselbe Gehalt kam.
Unbescheiden nimmt sich dagegen Apple-Chef Steve Jobs aus, der zwar auf Gehalt verzichtet, dafür aber allein aus Aktienoptionen 74,8 Millionen Dollar erlöst hat. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass Bill Gates auch deswegen keine Aktienoptionen braucht, weil ihm 2002 allein Microsofts Dividendenausschüttung rund 100 Millionen Dollar in die Privatkasse spülte.
Über lange Jahre haben solche Zahlen weniger Neid erzeugt, als Schlaraffenlandträume, ähnlich den Hochglanzberichten über den Blut- und Geldadel in der Regenbogenpresse. Doch die Zeiten haben sich geändert. Auch in den USA werden inzwischen überzogene Jahresgehälter im Topmanagement kritisiert, wobei die Schmerzgrenze bei etwas über 50 Millionen Dollar im Jahr zu liegen scheint. Meist aber ist der Blick differenzierter. Die Frage lautet: Was hat der Mann für sein Geld geleistet?
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