Internet führt Schwerkranke in die Irre

Eine von zehn Websites zum Thema „Alternativen zur Krebstherapie“ gibt den Patienten falsche und zum Teil gefährliche Fehlinformationen. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Universitäten von Exeter und Plymouth, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature.

„Menschen sollten darüber informiert werden, dass die Ratschläge auf diesen Websites nicht gut gemeint sind und sollten Spezialisten zu Rate ziehen“, meint Studienleiter Edzard Ernst, Komplementärmediziner an der Peninsula Medical School. Bis zu 55 Prozent der geschätzten Internet-User beziehen Informationen aus den Medizin-Homepages. Besonders Patienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Krebs nutzen das Internet als Informationsquelle um mögliche alternative Therapien zu finden. Geschätzte 500.000 Homepages befassen sich mit alternativen Gesundheitsmethoden. Die Qualität der Informationen variiert jedoch nach der Studie weit.

Das Forscherteam um Ernst hatte vor allem die 32 meist besuchten und populärsten Seiten im Netz genauer unter die Lupe genommen und 118 vermeintliche Krebsheilmethoden gefunden. Darunter waren Haifischknorpel und Misteln als Heilmittel genannt. Haifischknorpel wurden außergewöhnlich oft als Heilmittel genannt. Tatsächlich konnten Forscher in einer Studie feststellen, dass Neovastat, ein Produkt aus Haiknorpel, tatsächlich in der Lage ist, das Leben von Nierenkrebs-Patienten zu verlängern. Der Mediziner kritisiert jedoch, dass die einzig klinische und veröffentlichte Studie jene positiven Effekte nicht beweisen konnte. Ernst argumentiert, dass solche fragwürdigen Präparate mit herkömmlichen Medikamenten interagieren können.

Als besonders kritisch bewertet der Wissenschaftler die Aussagen der Homepages, die von den herkömmlichen Krebstherapien, Chemo- und Radiotherapien, abraten. Eine der drei Seiten fordere Patienten sogar zum „Ungehorsam“ gegenüber den behandelnden Ärzten auf. Lobende Anerkennung findet der Studienleiter hingegen für die beiden Homepages quackwatch.org und Bandolier Bandolier, da sie für die Qualität der Informationen stünden. Der Mediziner ist jedenfalls der Meinung, dass alle Geschichten, die zu gut klingen, um wahr zu sein, wahrscheinlich eben doch unwahr sind. Der Forscher will das Thema der „alternativen Gesundheitsseiten“ jedenfalls wieder ins Licht der Öffentlichkeit stellen.

ZDNet.de Redaktion

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