Chinas Medienmarkt vor Öffnung

Der chinesische Medienmarkt expandiert und die Kontrolle des Staatsapparates weicht zusehends zurück zugunsten des freien Marktes zumindest im Anzeigenbereich und im Vertrieb, berichtet der Media Guardian. Chinas Einbindung in die World Trade Organisation (WTO) zwang zur Öffnung der Medienlandschaft für Anzeigenschaltungen und Distributoren aus dem Ausland. Auch Reformkräfte innerhalb der Kommunistischen Partei drängen auf Veränderungen und argumentieren, dass ein starker Medienbereich ein Gegengewicht zur steigenden Korruption und ein Garant für eine gesunde Entwicklung in der sich schnell verändernden Nation sei.

Vor 25 Jahren begann die politische Öffnung Chinas unter Deng Xiaoping in anderen wirtschaftlichen Bereichen. Seine politische Partei und die Regierung kontrollieren noch immer jede der 2137 chinesischen Zeitungen. Wenn seitens des Propaganda-Ministeriums Themen veröffentlicht werden, über die nicht berichtet werden soll, dann haben sich die Herausgeber noch immer an diese Vorgaben zu halten.

Seit 1978 hat der Medienmarkt in China rasant expandiert. Die Zahl der damals 186 registrierten Zeitungen ist um das Zwölffache gestiegen. Die Einkommen im Medienbereich sind auch um Vielfaches gestiegen. Ein Zeichen für die zunehmende Liberalisierung des chinesischen Zeitungsmarktes ist der steigende Wettbewerb um Vertrieb und Anzeigenschaltungen. Diese basiert auf Reformen, die Veröffentlichungen im Medienbereich unabhängiger machen sollen. Geplant sind auch Schließungen von 2.000 subventionierten Zeitungen. Als Beispiel für eine unabhängige Zeitung gilt der Economic Observer mit finanzieller und redaktioneller Unabhängigkeit seit mittlerweile fünf Jahren.

Der Medienbereich ist auch um einiges mehr mit ausländischen Unternehmen verbunden als andere Teile der Gesellschaft. In Bereichen, wo Politik im Hintergrund steht wie bei Mode und IT, gibt es Kooperationen seitens ausländischer Verleger mit lokalen, chinesischen Partnern. Mit einer jährlichen Zuwachsrate von bis zu 25 Prozent präsentiert sich der chinesische Markt sehr attraktiv für auswärtige Investoren. Vorlesungen von Rupert Murdoch in Schulen der Kommunistischen Partei sind in Peking keine Seltenheit mehr. Bis dato dürfen jedoch nur Unternehmen aus Hongkong in chinesische Mediengruppen investieren und hier kann nur Kontrolle über Werbung und Vertrieb erlangt werden. Für den Herbst werden auch hier Lockerungen seitens der Kommunistischen Partei erwartet.

Längerfristig sollen mit dieser Vorgehensweise die hauptsächlich kleinen und regionalen News-Gruppen gegen den bevorstehenden Wettbewerb gerüstet werden. Trotz der Reformen ist unmissverständlich der Wille zur Kontrolle der Redaktionen seitens der Kommunistischen Partei bekannt. All jene Herausgeber, die sich nicht an die Vorgaben halten, müssen mit Strafen rechnen. Dieses Jahr wurden bereits drei Journalisten der Tageszeitung Southern Metropolitan Daily verhaftet. Die offizielle Anklage lautet auf Unterschlagung öffentlicher Gelder. Einige führen die Inhaftierung auf unerlaubte Publikationen über SARS, Polizeibrutalität und Korruption zurück.

ZDNet.de Redaktion

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